Handzeichnung von Balthasar Küchler (1571-1641)
… Merkur, der Literat – am Beispiel Hermann Hesse
In der griechischen Mythologie ist der Götterbote Merkur der Vermittler zwischen Himmel und Erde. Ist Hermann Hesse der Vermittler zwischen dem eigenen Sinn (Eigensinn) und der Welt seiner Leser?
Neben Jupiter ist Merkur der am stärksten stehende Planet im Horoskop von Hesse. Er befindet sich in seinem eigenen Zeichen Zwilling, mehrfach aspektiert am DC. Merkur symbolisiert das Denken, Schreiben, Reden, Lesen und besonders die Kommunikation.
Diese symbolische Kraft des Merkurs erklärt die intensive Motivation und Ausdauer von Hesse, sein umfangreiches Werk entstehen zu lassen. Grosse Begeisterung schwang mit als er im Kontakt mit über 50 Zeitungen und Magazinen in mehr als 3000 Rezensionen Werke anderer Schriftsteller besprochen und gewürdigt hat. Er war auch Mitherausgeber bzw. Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften, so des «März», wo später Theodor Heuss seine Nachfolge übernahm. Mit Theodor Heuss verband Hesse eine lange tiefe Freundschaft.
Besonders stark am Herzen lag dem Dichter der Kontakt zu seinen Lesern (Merkur am DC) und er führte eine ausgedehnte Korrespondenz. Über 35 000 Briefe die er erhielt, und die er sehr individuell beantwortete, legen davon ein überwältigendes Zeugnis ab.
Das grosse Erfahrungs-Dreieck zwischen Saturn, Merkur, Uranus befähigte Hesse besonders als Rezensenten und Kritiker, und stellt ihn als den grossen Bücher- und Lesefreund dar, der wohl einmalig ist in der literarischen Welt …"
Aus Karl G. Breit: "Hermann Hesse - Sei du selbst und die Welt ist reich und schön" Horoskopbesprechungen
… Jupiter und Merkur im Gespräch
Wie wir wissen, gehört sowohl der Jupiter wie der Merkur in den Kontaktbereich, und wie wir ebenfalls wissen, will Merkur möglichst viel wissen, um dies so oder so in seiner Vielfältigkeit zu verwenden! An den Jupiter glauben wir fast blind, denn seine überzeugt vorgebrachten Ideale können eigentlich gar nicht falsch sein – wozu darüber nachdenken! – Diese beiden sitzen sich nun gegenüber, Merkur mit leuchtender Krawatte, gut gebügelter Hose, sauberem Hemd und ein kleines Notizbüchlein zur Hand. Jupiter lässig in einen blauseidenen Umhang gehüllt, die Beine übereinander geschlagen und statt des Notizbüchleins ein Kelch Spätburgunder. Da Jupiter in seiner Art großzügig ist, lässt er Merkur den Vortritt im Gespräch:
Merkur: "Ich habe viele Bücher gelesen – noch dazu in verschiedenen Sprachen -, meine Aufzeichnungen dazu gemacht, und möchte heute Abend einen Vortrag in Astrologie halten. Bisschen Angst habe ich schon, denn wie soll ich die vielfache Kombinatorik der Aspekte zueinander auf zwei Stunden Vortrag zusammenpressen?"
Jupiter: "Nimm ein paar Aspektbilder als Beispiel, gehe gleichsam in sie hinein, empfinde sie, lass die Zuhörer miteinander sprechen, und siehe da, auf einmal wird die Kombinatorik lebendig und erklärt sich als eigene Wahrheit! Noch was; trinke davor etwas Wein, das beschwingt, denn was soll der Vitaminstoss von Orangensaft, den du jetzt zu dir nimmst?"
Merkur: "Du hast leicht reden! Wo bleibt die Gründlichkeit, die begriffliche Auseinandersetzung? Die hörenden Menschen wollen doch lernen! Andernfalls wäre mein Vortrag nichts anderes als eine groß angelegte Wiedergabe meiner eigenen womöglich ethischen Empfindung. Mir erscheint dein Rat nur für Fortgeschrittene brauchbar."
Jupiter: "Ob das ein so genannter Anfänger ist oder einer, der schon 102 Jahre Astrologie betreibt, das dürfte gleichgültig sein! Ich gehe ganz einfach vom Lebendigen aus, vom Lebenssinn, und der zeigt sich in jedem Horoskop, sonst wäre die betreffende Person ja nicht am Leben. Der Glaube an eine höhere Macht ist für die Astrologie Voraussetzung und dies sollen wir uns bewusst machen."
Merkur: "Ich kann doch keinen Glauben voraussetzen, wenn das Wissen nicht zuvor da ist -, das klingt mir überheblich, entschuldige, da sagen wir – der gibt ganz schön an - . Mit dem Kleinen beginnen, dass verlangt die menschliche Bescheidenheit. Und noch was: Der Merkur ist der Hermes Trismegistos, das heißt: ihm stehen alle drei Bereiche des Lebens offen, und das trifft nur auf Merkur zu!"
Jupiter: Einen kräftigen Schluck trinkend und mit einer großzügigen Geste sich die nächste Zigarette anzündend: "Zu Anfang, ob bei den alten Kulturen oder beim Kind war alles ein Bild, und diese Bilder soll der Merkur eben in allen Ebenen bewusst machen. Macht sich dieser kleine Hermes selbständig, dann vergisst er, woher er kommt. Dies nenne ich Bescheidenheit, wenn er also weiß, woher er kommt. Und dann entsteht daraus die persönliche Freiheit im Denken!"
Merkur: "Ja, du hast schon recht, aber nur von dir aus, ganz subjektiv; aber ich muss jetzt zu meinem objektiven Vortrag schreiten, ich möchte ja, dass mich jeder versteht!"
Jupiter: "Auf Widersehen, wichtig ist für mich, dass wir noch ein paar Mal miteinander sprechen, doch so, dass jeder freie mittlere Kreis das Menschliche dabei ist. Wir haben ja alle sowohl das Merkurische wie das Jupiterische oder Joviale zugleich in uns…" …
Aus Arnold Buchenrieder:
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