Freitag, 30. Dezember 2011

Das Jahr 2012 mit Angela Merkel

Jahresanfang 2012
(Horoskop A. Merkel am Ende dieses Beitrages)
Vorwort

Mir fiel auf, dass in den letzten Jahren alle Neujahrsradixe einen Waage-AC und einen Steinbock IC hatten. Daraufhin habe ich es überprüft und festgestellt, dass dies IMMER für das Land Deutschland gilt.

Das ist sehr aufschlussreich und erklärt schlüssig, wieso die Jahre für Deutschland so durchsetzungsstark und erfolgreich verlaufen: auf dem Kardinalen Kreuz herrscht Führungskraft, Disziplin, Stärke, Grundsatztreue, es ist der Erste Strahl: „Wille und Macht“, der sich hier ausdrückt. Obwohl die Außen-Darstellung seit Ende des 2. Weltkrieges betont bescheiden war, welches dem Waage-AC zu danken ist, hat sich doch diese starke Struktur durchgesetzt.

Waage-AC: Der Eigenausdruck der Entität versucht immer, einen guten Eindruck zu machen, zu gefallen, beliebt zu sein und sich anzupassen! (Anders als im Widder AC, wo es einfach drauf los geht…). Das führt aber meistens zu Irritationen, weil die Umwelt dann diese Ausgeglichenheit immer erwartet, was oft gegen die Eigendynamik am Widder-DC verstößt...

Steinbock am IC bedeutet durchgängig, das die inneren Strukturen im Kollektiv traditionell fest verankert sind, mit Ehrgeiz und Pflichtgefühl („ohne Fleiß kein Preis“) verteidigt werden und ein großer Ernst herrscht, was man tatsächlich auch den „Krauts“ immer vorwirft, „sie hätten keinen Humor und seien kaltherzig“.
Ich höre das auch oft von ausländischen Frauen in der Beratung, „bloß keinen deutschen Mann als Partner, die sind zu wenig gefühlvoll“…
Eine interessante Erkenntnis...vielleicht ein erster Schritt?

Das Jahreshoroskop 2012

Das Aspektbild ist kardinal-veränderlich, Venus ist der einzige deutlich fixe Planet, aber schwach als Sextil angehängt, was eine Erwartungshaltung für Beständigkeit signalisiert, MK und Merkur geben Orientierungshilfe, fordern auf, sinnvolle Ziele anzustreben. Venus in Wassermann hat höhere Ideen von einer neuen Ordnung und einer gesellschaftlichen Besserstellung, steht auch für die Idee von mehr Teamfähigkeit im Gegensatz zu den alten hierarchischen Strukturen. In der kardinalen Figur fühlt Venus sich nicht sehr wohl, sie liebt die Bequemlichkeit, keine ständigen Herausforderungen. Im Häuserhoroskop bekommt Venus eine Verbindung zu Mond, da zeigt sich der Ausdruck des Volkes und dessen Wunsch nach Versorgung.

Merkur ist ebenfalls mit Mars verbunden und arbeitet unermüdlich im Verborgenen (12. Haus), tatsächlich wird mehr gearbeitet und forciert nachgedacht, als das Volk (Mond) glauben wird, denn Mars-Merkur stehen am Talpunkt. Zu dieser kardinalen Figur gehören auch noch Mond, Sonne und Pluto. Sonne und Pluto lieben die Herausforderungen und streben ehrgeizig nach Zielen und Lösungen, Mond ist damit nicht immer einverstanden, er versteht die harten und schnellen Entscheidungen nicht und er wird wütend (Quadrat). Uranus ist noch schwach an den Mond gehängt, was die Sache emotional gefährlich macht, denn Kurzschlussreaktionen sind vorprogrammiert. Es scheint, als wird ein wütender Aufschrei des Volkes Änderungen fordern. Dabei geht es eigentlich um die Erkenntnis für jeden einzelnen, eigenverantwortlich handeln zu müssen, aber immer im Einklang mit der Gemeinschaft (Widder in Haus 7). Das gilt für beide Seiten, Volk und Staat können nur gemeinsam existieren.

Im Jahreshoroskop für 2012 steht Saturn gerade noch in Waage, aber im Stress vor der 2. Spitze drohen Verluste. (Letztes Jahr stand er noch am IP 1 in stabiler Position). Im 2. Haus steht Saturn traditionell für Entbehrung und das sehen wir ja auch allerorts im Krisengeschehen. Sparsamkeit tut not! Das Zeichen Skorpion, welches das ganze 2. Haus ohne Planeten besetzt, steht für das Geld des Staates, die Steuern und im aktuellen Fall eben auch für immense Schulden. Vielleicht ist es ein Lichtblick, dass Jupiter in Opposition in Stier steht, der für die Erkenntnisse und glückliche Fügungen sorgen kann, aber leider auch für Enttäuschung (durch das Ende der Täuschung…). Er hat keine Zeichenenergie und so kann sich die Hausspitze eher als Überforderung zeigen, denn als Einnahmen…
Es ist immer von Überforderung zu sprechen, wenn Planeten an Hausspitzen keine Zeichenenergie haben!
Uranus, Jupiter und Saturn sind in einem latenten Reizdreieck verbunden, Neptun gesellt sich im stabilen Ambivalenzdreieck dazu. Saturn steht für die Regierung. Die Opposition von Saturn mit Jupiter ist ähnlich der Konjunktion eine herausragende Fähigkeit, zu sehen, zu differenzieren und klare Urteile zu fällen. Durch Neptun an der blauen Spitze wird diese gute Ausgangslage wieder relativiert, kluge Visionen können sich als Illusionen herausstellen. Oder die Energie geht verloren, weil man sich im Utopischen verliert. Das Reizdreieck mit Uranus steuert brillantes Denkvermögen und den Willen zu Erneuerung bei. Hierbei ist es wichtig, das Volk mitzunehmen, also es gut zu informieren und zu überzeugen, damit jeder versteht, worum es jeweils geht. Nicht mehr einfach handeln, ohne aufzuklären! Diese wechselnde Ausgangslage bringt abwechselnd Nervosität und Beschwichtigung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel arbeitet hart an den verschiedenen Fronten und versucht ihr Bestes zu geben. Der Umstand, das sie selbst mit Ihrem Alterspunkt (Bewusstseinsfokus) auf Saturn zugeht, gibt ihr großes Durchhaltevermögen, aber sie hat auch Angst, zu scheitern. Sie geht aktuell durch Ihr Talpunkt-Jahr und ist schon sehr im Einfluss von Saturn, dessen exakten Übergang sie im Oktober 2012 erleben wird. 
Neu im Mai: Seit den Wahlausgängen in Frankreich und Griechenland sind die Voraussetzungen verändert, Saturn ("Sicherheitsbeauftragter") ist aber auch Fähigkeit zu Stabilität UND Realität. 
Neptun im Jahreshoroskop ( mit Trigon Saturn) ist als Vision für soziale Gerechtigkeit (Wassermann) zu verstehen, die die Regierung anstreben soll.

Im persönlichen Horoskop der Kanzlerin steht Neptun an höchster Stelle in Waage, daher glaube ich fest daran, dass sie die Vision zum Guten für die partnerschaftliche Entwicklung in Europa verfolgt. Meines Erachtens handelt sie aus dem inneren Drang heraus, Anerkennung durch gute Leistung und die Erfüllung ihrer Visionen zu erlangen!

Mit vier Planeten im Krebs im 8. Haus geht es Angela Merkel um Wärme und Geborgenheit in der Gesellschaft. Der Spitzname „Mutti“ passt unter diesen Umständen genial zu ihr! Sonne-Uranus in enger Konjunktion (sie ist Natur-Wissenschaftlerin!) stehen am Invertpunkt, wo langfristig gute Ergebnisse zu erzielen sind, wobei die klaren Realitäten intuitiv erfasst werden müssen. Merkur und Jupiter an der Spitze sorgen für sinnerfassendes Denken und die geschickte Formulierung, für die sie so berühmt ist, sie sagt Ihre Meinung, meistens ohne damit "anzuecken" und sie greift niemals Politiker anderer Couleur „unter der Gürtellinie an“, wie das umgekehrt meistens der Fall ist… Sie denkt ganzheitlich und genießt in der Gesellschaft Europas hohes Ansehen durch ihre souveräne, verlässliche Art. Und Jupiter sowie Uranus sorgen auch dafür, dass sie bei geänderter Sachlage und neuem Erkenntnisstand sofort bereit ist, alte Ansichten über Bord zu werfen, im Sinne der Zukunft, für den Erhalt unseres Planeten! (siehe: Fukushima -Kernkraft - Krise ect.)
Im Jahreshoroskop 2012 steht Jupiter im Schatten des 8.Hauses und Angela Merkels Radix-Jupiter steht ebenfalls an der Spitze des 8.Hauses: eine optimale Voraussetzung für gutes Gelingen ihrer Anstrengungen, vorausgesetzt die „Ganze Sache“ bleibt im Fokus. Das erfordert Härte und Einsparungen, aber unterm Strich soll das kollektive Ziel, Europa zu erhalten, zu dauerhaftem Frieden führen.

Viele machen es ihr schwer, aber sie wird kämpfen, ja gerade kämpfen zu müssen fordert ihre gesamten Kraftreserven! Ihre Persönlichkeit steht auf dem 6. Strahl „Hingabe und Idealismus“. Je mehr Herausforderungen auftauchen, desto aktiver und unermüdlicher arbeitet sie.
(Ich habe mal einen Wochen-Terminplan von ihr gesehen, es ist erstaunlich, was diese Frau aushalten kann!)

Neptun am Talpunkt 5 im Jahres-Radix sehe ich als die innere Vision von brüderlichem Miteinander in den zwischen-menschlichen Beziehungen (Wassermann), die als solche sehr anerkennenswert ist. Friedliche Beziehungen der Deutschen mit den restlichen Staaten der Europäischen Gemeinschaft. Die Gefahr von Illusion oder Täuschung liegt natürlich immer darin versteckt, wo Neptun beteiligt ist. Man muss das Ganze betrachten und im großen Zusammenhang nehme ICH ihn als Vision wahr!

Natürlich ist auch erkennbar, das die Mitglieder der Regierung evtl. unter diesem Neptun sagen: „Mutti wird`s schon richten“ und umgekehrt wünscht sie sich mehr Unterstützung ist aber bereit, zu verzeihen, wenn mal die Form nicht gewahrt werden sollte. Das Volk hat viele Illusionen, was die persönliche Versorgung betrifft und empfindet die Realität als Last und Frust.

Im Häuserhoroskop (Verhalten) des Jahres 2012 verschwindet die Ambivalenz und der Staat gewinnt an Erkenntnis und Einfluss, vielleicht verstärkt Deutschland seinen Einfluss in Europa. Neptun hat nur noch das Trigon zu Saturn, ich sehe das als Vision, die brüderlichen Beziehungen zu stärken.

Im Häuserhoroskop von Angela Merkel (Verhalten) kehrt sich das Reizdreieck um und sie tritt mit leidenschaftlichem Einsatz auf, was ihr oft als Machtbewusstsein angekreidet wird. Sie ist wirklich mit dem Herzen dabei (Mond Spitze 3) sagte selbst einmal, sie sei gerne Politikerin geworden (Pluto in Löwe in 9). Im HH steht Saturn abgelöst, also ist sie noch einsamer an der Spitze, ist aber durch die TP-Stellung von äußeren Angriffen geschützt... Saturn hat einen defensiven Anspruch auf Sicherheit und Kontrolle. Es ist wichtig, dass sie immer die Realität mit all ihren Veränderungen berücksichtigt!

Ich glaube, das die beiden Horoskope zueinander in Beziehung stehen und Angela Merkel in diesem Jahr eine wichtige Aufgabe hat, die „alternativlos“ zu sein scheint. Aber sie muss sich unbedingt sorgfältig informieren, gut nachdenken, jede Gelegenheit zum Zuhören nutzen und überlegt handeln! Es laufen Versuche ihrer Gegner, ihre Regierung zu sabotieren (Saturn wird vom Mars-Merkur-Quadrat abgeschnitten...).

Es folgt das Horoskop von Angela Merkel:
Ich wünsche ihr gutes Gelingen mit der Parole: „...Aufklärung, Einfühlung und Dialog für Freiheit und Verantwortung!...“ (Zitat: Dr.T.M.)

Dezember 2011 Gabriele Vierzig-Rostek

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Die Erde als Engel


Manche Zeremonien werden im Avesta zu Ehren des Engels der Erde durchgeführt. Auch Gustav Theodor Fechner erschien noch im 19. Jahrhundert die Erde als Engel, aber für ihn war das bloß ein poetisches Bild. Dass die Wahrnehmung des Engels der Erde als Phantasieprodukt abgetan wird, deutet laut Corbin (»Spiritual Body and Celestial Earth«) darauf hin, dass diese Wahrnehmung auf einem bestimmten Bewusstseinszustand beruht, der im westlichen Abendland inzwischen verloren gegangen ist. Dieser Bewusstseinszustand ist weder an abstrakte Begriffe noch an Sinneswahrnehmungen gebunden. Er vermittelt eine seelische Erfahrung, in der die Erde in ihrer ursprünglichen, urbildlichen Gestalt erscheint. Dieses Bild der Erde trägt die Seele des Menschen in ihren Tiefen mit sich herum. Der Engel der Erde erscheint in einer Welt, die jenseits des Verstandes und der Sinne liegt, in einer Welt der Archetypen, die für jede Seele individuelle Gestalt annehmen. Fragen nach dem persönlichen Wesen der Erde, des Wassers, der Pflanzen und Berge eröffnen einen Zugang zu dieser Erscheinung. Dem Fragenden erscheint ein Bild und dieses Bild geht stets mit einem bestimmten Bewußtsein einher.


Im Mazdaismus ist die Erde als Erscheinung eines Engels in eine umfassende Engellehre eingebettet. Hier teilt sich die Welt in ein Reich des Lichtes, in dem auf alle Ewigkeit Ohrmazd (Ahura Mazda), der Herr der Weisheit wohnt, und einen Abgrund der Finsternis, der seinen Widersacher Ahriman (Angra Mainyu), die Macht der Negation, der Zerstörung und des Todes verbirgt. Zwischen dem Herrn des Lichtes und jenem der Finsternis tobt ein erbarmungsloser Kampf, dessen Schauplatz die Erde ist, ein Kampf, der bis zum Ende des Äons andauert, wo die Wiederherstellung, die Apokatastasis, der Mischung ein Ende setzen und Ohrmazd die dämonischen Gegenmächte in ihren Abgrund zurückstoßen wird.

Bei Zarathustra erscheint der Herr der Weisheit stets umringt von sechs Mächten des Lichtes, mit denen zusammen er als erster (oder siebter) die göttliche Siebenheit bildet. Als sieben Mächte heißen sie Amahraspands (Amerta Spenta), »die Heiligen Unsterblichen«. Ihre Heiligkeit ist eine energetische Ausstrahlung, die allen Dingen ihr überfließendes Sein gibt. Diese sieben Unsterblichen werden auch als die sieben Erzengel des Zarathustra bezeichnet. Im Avesta heißt es, sie hätten alle denselben Gedanken, sprächen dasselbe Wort und handelten in Einigkeit. Sie bewegen sich auf Pfaden des Lichtes in die Liturgien herab, die zu ihren Ehren zelebriert werden, den Liturgien der Schöpfung, durch die Ahura Mazda die Lebewesen geschaffen hat und leitet. Zwischen den sieben Erzengeln gibt es eine unio mystica, die es unmöglich macht, von Mono- oder Polytheismus zu sprechen. Stattdessen sollte man diese mystische Einheit als »Kathenotheismus« bezeichnen, insofern jeder einzelne Erzengel die Kräfte aller anderen in sich vereinigt. Diesen Kathenotheismus kennt auch Philo von Alexandria, wenn er den Logos als Erzengel bezeichnet, weil er der Urgrund aller Engel ist. Ihn kennt, um Corbin hier zu ergänzen, auch Rudolf Steiner, der Engel als Glieder hierarchisch übergeordneter Wesen und die gesamte Hierarchienwelt als geistigen Leib der Trinität betrachtet.

Von den sieben Erzengeln sind die drei auf der rechten Seite Ahura Mazdas männlich und die drei auf der linken Seite weiblich. Ohrmazd vereinigt beide Geschlechter in sich, da er Vater und Mutter der Schöpfung ist. Alle sieben zusammen schufen in einem liturgischen Akt den Kosmos. Jeder bringt einen Teil der Geschöpfe hervor, der seinen Anteil am heiligen Werk der Schöpfung repräsentiert.

Ohrmazd schuf den Menschen, genauer jene Menschen, die auf Erden offen sind für die Wesen des Lichts. Die drei männlichen Erzengel schufen das Folgende: Vohu Manah (der großartige Gedanke) das gesamte Tierreich, Arta Vahishta (das großartige Sein) das Feuer und die Wärme, Xshathra Vairya (die begehrenswerte Herrschaft) das Reich der Metalle. Die drei weiblichen das Folgende: Spenta Armaiti schuf die Erde und die Frau, Haarvatat (Unverfälschtheit) das Reich des Wassers und Amertat (Unsterblichkeit) die Pflanzenwelt. In diesen von ihnen geschaffenen Reichen kann der Mensch den Mächten des Lichtes begegnen, um an ihrem Werk der Erlösung der Kreaturen mitzuwirken.

Die Erzengel werden bei ihrem Werk von den vielen Yazatas, »den Bewunderungswürdigen«, den Engeln, unterstützt. Zu diesen gehört Zamyat, der weibliche Engel, die Göttin der Erde, die mit dem Erzengel Amertat zusammenwirkt. Engel und Erzengel können insgesamt als Yazatas, Engelwesen bezeichnet werden, aber die Engel nicht als Amahraspands. Schließlich gibt es die unzähligen weiblichen Fravarti, Wesen, die in den Reihen von Ohrmazd kämpfen, himmlische Archetypen der Lebewesen und zugleich ihre Schutzgeister. Sie formen die kosmische Ordnung des Seins – jedes Wesen des Lichtes besitzt seine Fravarti, auch Ohrmazd und die Amahraspands.

Alle Lebewesen auf Erden haben ein himmlisches Urbild und einen Doppelgänger aus Licht. Diese doppelte Ordnung des Seins ist ein tiefergehender Dualismus, als jener von Licht und Finsternis. Zwei Lichtwesen, das urbildliche und das abbildliche, werden durch ihn vereint. Aber nie gesellt sich das Licht zur Finsternis, nicht einmal sein Schatten. Daher heißt es, die Körper würfen auf der verklärten Erde keine Schatten.

Daneben kennt der Mazdaismus zwei unterschiedliche Zustände jedes Wesens: den himmlischen, geistigen (menok) und den irdischen, stofflichen (getik). Der eine ist nicht erhabener als der andere, denn auch der irdische, stoffliche war vor der Invasion Ahrimans ein glorreicher Zustand des Lichtes, des Friedens und der Unzerstörbarkeit – – und wird es nach dessen Überwindung wieder sein. Jedes Wesen kann in geistiger und stofflicher Form gedacht – oder besser: gesehen werden. Und genau diese zweifache Sichtweise ist es, die einen Zugang zu den Dingen in Gestalt ihres Engels eröffnet. Wer die himmlische Form eines Wesens zu sehen vermag, sieht es in Gestalt seines Engels. Um einen solchen Perspektivwechsel zu vollziehen, bedarf es der aktiven Imagination, des Vermögens und Organs einer Erkenntnis, die nicht weniger real ist, als die Sinne und ihre Gegenstände. Das Wahrnehmungsorgan dieser aktiven Imagination ist laut Corbin das archetypische Bild, das sich immer schon in ihrem Besitz befindet, und nicht aus Sinneswahrnehmungen abgeleitet wird. Und dieses archetypische Bild vermag Gegebenheiten der sinnlichen Wahrnehmung in geistige Symbole umzuwandeln, die durch einen Schlüssel gedeutet werden können, der der Seele eingeboren ist. Die Umwandlung der Wahrnehmung kommt einer Vergeistigung gleich, – was die leiblichen Sinne auffassen, wird zu einem reinen Spiegel, einem geistig durchsichtigen Schleier. Auf diese Weise können die Erde und all ihre Geschöpfe zu Epiphanien ihrer Engel werden. Die Authentizität und Realität dieses Ereignisses wird durch die Schau der Erscheinung selbst verbürgt. In diesem Vorgang der Umwandlung des Sinnlichen ins Geistige sieht Corbin auch die wahre Bedeutung dessen, was in der Dogmengeschichte als Doketismus bezeichnet wurde. Was die Dogmatik als »bloßen Scheinleib« ablehnte, war in Wahrheit die Erscheinung des verklärten Leibes Christi.

Aus solchen verklärten Wahrnehmungen besteht die mittlere Welt der archetypischen, himmlischen Gestalten, die von der aktiven Imagination wahrgenommen werden – und nur von dieser. Sie erzeugt nicht Scheinbilder, sondern entschleiert eine verborgene Realität. Sie vollzieht das, was in der Mystik des Islam als ta`wil, als pneumatische Auslegung bezeichnet wird. Die pneumatische Auslegung, so Corbin, »verschleiert das Sichtbare, um das Unsichtbare sichtbar zu machen.« In der mittleren Welt der Imagination haben sich die mystischen Gnostiker des Islam bewegt, wobei Gnosis eine Wahrnehmung meint, die nicht das Objekt in seiner Augenfälligkeit erfaßt, sondern seine Zeichenhaftigkeit, durch die es der Seele sein Wesen offenbart, so als würde sich die Seele ihr eigenes Wesen offenbaren ...

So stellte Suhrawardi im zwölften Jahrhundert die Philosophie des Lichtes und die Engellehre des alten Persien wieder her, indem er sich auf die archetypischen Bilder stützte. Dadurch eröffnete sich ihm ein Zugang zu jener mittleren Welt, in der sinnliche Erscheinungen zu Symbolen des Geistigen werden, in der sich auch die leibliche Auferstehung ereignet. So wie der Leib des sterblichen Adam aus den Stoffen der sinnlichen Erde geschaffen wurde, so erschafft die Seele ihren Auferstehungsleib aus der himmlischen Erde, indem sie ihr Bild durch das Organ der Imagination erzeugt und sich in dieses versenkt. »Die aktive Imagination«, so Corbin, »ist das Organ der Metamorphose«, eine Formulierung, mit der er zweifellos auf Goethe anspielt. Die Verwandlung der Erde in den Leib der Auferstehung hängt davon ab, dass und wie die Seele über die Erde meditiert. Die Meditation, in der die Seele all ihre Aktivität zusammenzieht, ist der Geburtsort der himmlischen Erde.



Wie nun vermag die aktive Imagination die Sinneserscheinungen im Moment ihres Erscheinens zu vergeistigen, so daß ihr die Dinge in Engelsgestalt entgegentreten? Was genau ist dieses archetypische Urbild, das es ihr erlaubt, die Erscheinungen zu verklären? Und wie kommt es, dass die Dinge, wenn sie verklärt sind, der Seele ihr eigenes Bild zurückspiegeln und so durch eine Selbsterkenntnis der Seele eine spirituelle Wissenschaft von der Erde begründen?



Hier kommt eine Kraft oder Energie ins Spiel, die für den Mazdaismus ebenso grundlegend ist, wie für die Theosophie Suhrawardis. Sie wirkt vom Anbeginn der Schöpfung an bis zum Ende der Äonen, wenn die Schöpfung durch das Wirken der Heilande, die in der Nachfolge Zarathustras erschienen sind, vollständig umgewandelt sein wird. Im Avesta wird sie als »Xvarnah« bezeichnet, Corbin übersetzt dies als »Licht der Glorie«, »Glorie« wiederum ist eine Übersetzung des neutestamentlichen »Doxa«, das man am besten mit »geistiger Wesensglanz« verdeutschen kann. Dieser geistige Wesensglanz ist reines Licht, die Substanz, aus der Ohrmazd am Anfang alle Dinge, alle Wesen, voll des Lichtes und des überschäumenden Lebens geschaffen hat. Xvarnah ist die reine Kraft dieses heiligen Lichtes, aus der alle Wesen ihr Leben und ihre Bestimmung schöpfen und das am Ende den Sieg über die dämonischen Mächte der Finsternis davontragen wird. Xvarnah ist ein eschatologisch aufgeladener Begriff. Wenn im Avesta in einem Hymnus an den Engel der Erde die Lichtwesen angerufen werden, deren Attribut dieser geistige Wesensglanz ist, dann wird als Refrain rezitiert: »Solcherart sind diese Wesen, dass sie eine neue Welt erschaffen werden, die von der alten Zeit und vom Tode, von Zerfall und Zerstörung befreit ist, die ewig lebt und gedeiht, vom schöpferischen Willen erfüllt ist, eine Welt, in der die Toten wiederauferstehen, in der die Lebewesen wieder unsterblich werden, und die gesamte Schöpfung sich erneuern wird.« Der geistige Wesensglanz wird durch einen Halo dargestellt, der die Könige und Priester des Mazdaismus umgibt, später auch Buddha, die Boddhisattvas und die Heiligen im frühen Christentum. Der Bundahishn, die mazdäische Genesis, identifiziert das »Licht der Glorie« mit der Seele. Dieses Licht ist das Urbild, durch das die Seele sich selbst und ihre Fähigkeiten erkennt. Corbin sieht eine Parallele dieses Urbildes zur Imago der Seele in der Jungschen Psychologie.



Dieser geistige Wesensglanz, die urbildliche Gestalt der Seele, ist das Organ, durch das sie die Welt des Lichtes wahrnimmt, an der sie teilhat und durch die sie die Sinneswahrnehmungen verklärt. Es ist das Bild, das sie in die Welt der Sinne hineinprojiziert, um sie in die Glut jenes Feuers zu tauchen, das im Mazdaismus die gesamte Schöpfung erleuchtet, jenes Feuer, das auf den Gipfeln der persischen Gebirge bei Tagesanbruch aufflammt, dort, wo sich das Schicksal der Seele und die Verwandlung der Erde manifestiert.



Durch die Projektion ihres eigenen Urbildes ruft die Seele ein Bild der verklärten Erde hervor, das ihr jenes Urbild widerspiegelt, ein Bild der Erde, deren geistiger Wesensglanz zugleich der Wesensglanz der verklärten Seele ist. In der zweifachen Widerspiegelung des geistigen Wesensglanzes offenbart sich der geistigen Schau der Engel der Erde, das heißt die Erde in Gestalt ihres Engels. Ebendies bringt die Engellehre des Mazdaismus zum Ausdruck, wenn sie sagt, dass Spenta Armaiti, der weibliche Erzengel der Erde, die Mutter von Daena ist.



Daena ist der weibliche Engel, der das »himmlische Ich« repräsentiert, er erscheint der Seele in der Dämmerung, in der dritten Nacht nach ihrem Abschied von der Erde, er ist der geistige Wesensglanz und das Schicksal der Menschenseele, ihr Äon. Mit anderen Worten: die Substanz des himmlischen Ich oder des Auferstehungsleibes geht aus der himmlischen Erde hervor, aus jener Erde, die als Engel wahrgenommen und meditiert wird. Die Bestimmung der Erde, die der verklärenden Kraft der Seelen des Lichtes anvertraut wird, führt zur Vollendung dieser Seelen und umgekehrt. Daher betet der Schüler des Zarathustra: »Möge ich zu jenen gehören, die an der Verklärung der Erde mitwirken.«



Das Geheimnis des Bildes der Seele, die das Bild der Erde erzeugt, und das Geheimnis des Urbildes der Erde, die dem künftigen, vollendeten Ich Gestalt gibt, kommt in der Engellehre des Mazdaismus zum Ausdruck. Spenta Armaiti, der »vollendete Gedanke«, die stille Meditation, die von Plutarch, so Corbin, zutreffend als »Sophia« übersetzt wird, wirft ein Licht die altpersische Sophiologie: Spenta Armaiti ist die Mutter Daenas, und gleichzeitig jener Engel, dem gegenüber der 15jährige Gläubige bei seiner Initiation bekennen soll: »Meine Mutter ist Spendarmat, der Erzengel der Erde, und mein Vater ist Ohrmazd, der Herr der Weisheit.« In der Verbindung dieser Wesenheiten kommt das Heiligtum der Erde zum Ausdruck, wie der Maizdaismus es versteht. Es ist das Geheimnis einer Geosophie, das sophianische Geheimnis der Erde, deren Vollendung in ihrer endzeitlichen Verklärung besteht.



Dieses sophianische Geheimnis der Erde hat nichts mit äußerlicher Geographie zu tun. Vielmehr geht es um eine visionäre Geographie, eine Landschaft des geistigen Wesensglanzes, die die endgültige Transformation der Erde vorwegnimmt. Sie vollzieht sich nicht auf der profanen Erde, sondern in einem sakralen Raum, in der Mitte der Welt, im Mittelpunkt der schauenden Seele. Und dieser Raum bedarf keines Ortes, da er sich selbst seinen Ort schafft. Berge und Flüsse sind in dieser Landschaft keine physischen Gegebenheiten mehr, sondern Teile einer Seelenlandschaft, sie sind Bilder eines seelisch erfahrenen Kosmos. Was sich in dieser Landschaft ereignet, ereignet sich, insofern es gesehen wird: es sind Ereignisse einer Seelengeschichte. Das Paradies des Yima, der Garten der Archetypen, befindet sich im Mittelpunkt dieser Seelenlandschaft, denn es ist der Ort, wo sich die himmlischen und irdischen Wesen begegnen.



Diese Tatsachen bringen auch die alten iranischen Landkarten zum Ausdruck. Es sind Karten voller Symbolik, einer Symbolik, die nicht äußere Gegebenheiten abbildet, sondern zur Meditation einlädt. Die Karten sind Vorlagen für die Meditation und ermöglichen es dieser, in das Zentrum, die Mitte der Welt vorzudringen. Allein eine solche visionäre Geographie vermag den Schauplatz visionärer Ereignisse abzugeben, da sie selbst Teil dieser Ereignisse ist. Die Pflanzen, Gewässer, Berge werden in ihr zu Symbolen, sie werden durch Bilder wahrgenommen, die selbst Inhalte visionärer Erfahrungen sind. Die irdischen Landschaften erscheinen wie die himmlischen Wesen umgeben vom Licht ihres geistigen Wesensglanzes, wiederhergestellt in ihrer paradiesischen Reinheit, und die Visionen von Zarathustra, seinen Begegnungen mit Ohrmazd und den Erzengeln finden in einer morgendlich erglühten Gebirgslandschaft statt, die von himmlischen Gewässern durchflossen ist, in denen die Pflanzen der Unsterblichkeit wachsen.