Montag, 28. März 2011

Leitsätze zum Mondnoten im Horoskop

Louise Huber
Die Mondknoten

Vorbemerkung: "Die Mondknoten sind keine Himmelskörper, sondern die Schnittpunkte zwischen der (scheinbaren) Bahn der Sonne, der Ekliptik, und der Bahn des Mondes um die Erde …" (weiter in astrowiki)


Der aufsteigende Mondknoten zeigt in erster Linie in seiner Stellung im Haus (nicht im Zeichen) den Weg des geringsten Widerstandes für den geistigen Aufstieg des bewußt strebenden Menschen.

Die Häuser symbolisieren bekanntlich unsere Umwelt. Jeder von uns muß sich ständig in irgendeiner Weise mit ihr auseinandersetzen. Täglich treten an uns neue Aufgaben, Probleme oder Erlebnisse heran, die unsere Aufmerksamkeit fordern und die wir bewältigen müssen – ob uns das angenehm ist oder nicht. Schwerlich können wir uns ihnen entziehen. Was wir aber sofort tun können ist, uns selbst entscheiden, welche innere Haltung wir dazu einnehmen wollen.

Der aufsteigende Mondknoten gibt uns einen brauchbaren und wirkungsvollen Hinweis dafür. Er zeigt uns den Weg vorwärts, während der absteigende Mondknoten (der immer gegenüber liegt) den Weg rückwärts darstellt. Obwohl letzterer meistens der bequemerer Weg ist, ist er für den bewußten Menschen nicht immer der richtige.

Wir werden hier den Mondknoten im Wechselspiel der Achsenpolaritäten behandeln.

1. Haus (entsprechend Widder)

Der Aufstieg wird schließlich im eigenen selbstständigen Auftreten, im klaren Einnehmen eines ICH – Standortes gefunden, nachdem die Hoffnung auf Unterstützung von anderen aufgegeben wurde.

2. Haus (entsprechend Stier)

Der Aufstieg wird in der ruhigen Gewißheit auf die eigenen Mittel, Fähigkeiten und Unternehmungen gefunden werden, nachdem man alle Spekulationen und Abhängigkeiten von den Mitteln anderer überwunden hat.

3. Haus (entsprechend Zwillinge)

Der Aufstieg wird durch das andächtige Lauschen auf andere errungen werden, ohne ihnen in erster Linie die persönlichen Anschauungen als die einzig richtigen mitzuteilen.

4. Haus (entsprechend Krebs)

Der Aufstieg wird schließlich dadurch gefunden, daß man mit der Familie der Herkunft zufrieden ist, sich mit den Eltern, mit dem kleineren oder größeren Kollektiv aussöhnt – und die Wünsche nach Macht, Ansehen und Besonderheit ins richtige Verhältnis zu dieser Realität bringt.

5. Haus (entsprechend Löwe)

Der Aufstieg wird darin gefunden, daß man trotz schlechter Erfahrungen immer wieder an die Liebe glaubt und alles aufgibt, was einen von den Menschen trennt, wie Kastengeist, Kritiksucht, Überheblichkeit, Snobismus, Stolz und andere elitäre Verhaltensweisen.

6. Haus (entsprechend Jungfrau)

Der Aufstieg wird schließlich durch den persönlichen Einsatz bei der Arbeit erworben, durch das Dienen für viele und vielerlei, nachdem das Verlangen nach Absonderung und Einsamkeit ganz aufgegeben worden ist.

7. Haus (entsprechend Waage)

Der Aufstieg wird im vollkommenen Aufgehen bei gemeinschaftlicher Arbeit, Ehe und Partnerschaft gefunden, nachdem von allem Egoismus und aller Eigen – Priorität abgesehen worden ist.

8. Haus (entsprechend Skorpion)

Der Aufstieg wird durch das Zerbrechen alter Fesseln und falscher Neigung gefunden, indem man vom alleinigen Vertrauen aufs Materielle abgekommen ist und sein Leben nach ethischen Leitlinien ausrichtet.

9. Haus (entsprechend Schütze)

Der Aufstieg wird in der Erneuerung des Denkens und zielgerichteten Eintreten für Wahrheit und Gerechtigkeit gefunden, nachdem wir von der Neigung abgekommen sind, dem Reiseprogramm anderer zu folgen.

10. Haus (entsprechend Steinbock)

Der Aufstieg wird im Selbstständigwerden und im Erfüllen seiner Aufgabe gefunden, nachdem man auf alle Bequemlichkeiten eines ruhigen Lebens zu Hause, bei Familie und Tradition verzichtet hat – und im Alleinsein stark geworden ist.

11. Haus (entsprechend Wassermann)

Der Aufstieg wird schließlich im Fördern von brüderlichen Beziehungen gefunden, nachdem man selbst alle Gefühle des Stolzes und der Überlegenheit wie auch der persönlichen Wunschbefriedigung überwunden hat.

12. Haus (entsprechend Fische)

Der Aufstieg wird in der Bereitschaft gefunden, Isolation und Alleinsein auf sich zu nehmen, nachdem alles, dem man einstmals gedient hat, aufgegeben wurde.

Samstag, 26. März 2011

Astrologische Psychologie - mehr als Astrologie

Lebenshilfe
Neue Wege angesichts zunehmender psychischer Belastungen in unserer Gesellschaft

Die Aufgabe, Menschen in psychosozial bedingten Krisen zu helfen, ist in der heutigen Zeit immer wichtiger geworden. Die alten Konzepte der Medizin und Psychatrie sind überfordert und überlastet. Die Mehrzahl der Hilfe suchenden Menschen braucht auch keinen Medikamentencocktail, sondern jemanden, der empathisch zuhört und kompetente Hilfestellung leisten kann.

Eine Vielzahl therapeutischer und beratender Berufe ist neu gefunden worden. Viele stützen sich auf die altbewährten Methoden nach Freud, Jung, Adler (Psychoanalyse, Tiefenpsychologie) und Rogers (Gesprächspsychotherapie).
Immer wird dort der Weg des Aufdeckens von Ursachen postuliert. Einige folgen bereits modernen lösungsorientierten Ansätzen, z.B. nach Friedmann (lösungsorientierte Kurztherapie), Transaktionsanalyse oder gehen systemisch vor.

Wäre es nicht schön, wenn man bereits vorbeugende Maßnahmen ergreifen könnte und im Vorfeld durch Selbsterkenntnis der eigenen psychischen Grundstruktur in der Lage wäre, sich bewusst auf sein eigenes Leben einzustellen und Chancen sowie Risiken im Vorfeld auszuloten und gleichzeitig eine seelisch-geistige Reifung zu erleben? Und wäre es nicht sinnvoll, wenn der Therapeut oder Berater einen solchen Weg für seine Klienten öffnen könnte?

Es gibt diesen Weg!

Seit 40 Jahren systematisch erforscht und in tausenden von Fallbeispielen dokumentiert ist die Astrologische Psychologie (Huber Methode) so ein geeignetes Medium.

In dieser Arbeit werden die astrologischen Deutungskriterien nur insoweit berücksichtigt, als das sie psychologischen Erkenntnissen Stand halten. Es wurde eine ganz neue Psychologie geschaffen, die Astrologische Psychologie, im folgenden AstroPsychologie genannt. Hier werden auf der Grundlage nach Roberto Assagioli auch Erkenntnisse aus der Psychosynthese einbezogen, die den Menschen als ein höheres Wesen sieht, das mehr ist, als sein Körper, seine Gefühle und Gedanken. Ein Wesen das größer ist, als die Summe seiner Teile (Organe).

Und ganz sicher geht es NICHT um deterministische Ereignis-Vorhersagungen, sondern um eigenverantwortliches selbst bestimmtes Denken und Handeln. Der Mensch ist mehr als sein Körper und mehr als eine Folge von Ereignissen, die sein Leben zu bestimmen scheinen.

Genau wie der Durchschnitt der Laien den Heilpraktiker meistens als „Homöopathen“ bezeichnet (jeder Homöopath muss Heilpraktiker sein, aber nicht jeder Heilpraktiker ist Homöopath ...), so werden AstroPsychologen einfach mit der klassischen Astrologie in einen Topf geworfen, die in den meisten Fällen zum alten „Vorhersagemodell“ gehören.

Eine psychologische Astrologie ist ebenfalls nicht das Gleiche, denn dort wurden nur die alten Deutungselemente psychologisch angepasst und ergänzt.

AstroPsychologie ist etwas ganz Eigenes, eine in sich geschlossene Psychologie, gedacht für den Suchenden zur Selbsterkenntnis und zur Lebensberatung für andere!

Eine Ausbildung zum AstroPsychologischen Berater ist für interessierte Laien (als Selbsterfahrungsprozess) ebenso geeignet wie für alle Angehörigen von psychosozialen Berufen, Pflegeberufen, Gesundheits- und Lebensberater, Psychologische Berater, Heilpraktiker, Diplompsychologen und Ärzte (zur Intensivierung der beruflichen Kompetenz).Für diese Berufe ist es sogar besonders wichtig!

Fritz Riemann (Tiefenpsychologe und Analytiker) schrieb in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts das Buch „Lebenshilfe Astrologie“ in dem er eindrucksvoll darlegte, wie nützlich, ja unersetzlich hilfreich das Kosmogramm (persönlich berechnetes Horoskop) für die Diagnose und Begleitung ist. Ebenso Thomas Ring, und C.G.Jung bezog die Archetypen (in Beschreibung der 12 Tierkreiszeichen unter genauer Betrachtung der Kreuze und Elemente) bereits vor ihnen in seine Arbeit mit ein..

Im Kosmogramm sehen wir klar und deutlich, wie der vor uns sitzende Mensch als einzigartiges Wesen geschaffen ist. Risiken wie z.B. „Burn-Out“ oder Depression können wir lange im Vorfeld ausmachen. Allein durch diese Erkenntnis können beim Ratsuchenden Lösungsmöglichkeiten angestoßen werden, die durch Erkenntnisse, nicht zuletzt im spirituellen Bereich, gewonnen werden. So lassen sich „Stolpersteine“ zu Treppenstufen für die Persönlichkeitsentwicklung nutzen ...

Mittwoch, 23. März 2011

Widder und Waage im Fabelreich

 Guido Bonatus de Forlinio, Liber astronomicus, decem continens tractatus Astronomiae (1491), © Bibliothek der Benediktinerabtei Metten

Belehrung im Fabelland

Ein Weiser wanderte durch das Fabelreich, begleitet von einem Törichten, der ein Weiser werden wollte. Sie sahen viele merkwürdige Dinge, bis sie irgendwo einmal einen ganz alltäglichen Erdengegenstand antrafen. Da hing so mir nichts dir nichts an einem Baum eine kupferne Hängewaage, die dauernd in schaukelnder Bewegung war. Das kam dem Törichten nun doch reichlich merkwürdig vor. Warum wurde so ein altes klappriges Ding in einem so schönen Reich aufbewahrt? Er glaubte bemerken zu müssen, daß es doch zumindest recht eigenartige Menschen gewesen sein müßten, die solch einer Waage einstmals sogar einen Platz am Himmel zugewiesen hatten. Der Weise sagte jedoch: „Einen Platz am Himmel verdient jeder, der den Himmel auf die Erde bringt. Was du für einen alten Metalltrödel hältst, ist der Träger geheimster Sternengesetze. Solange die Waage still hängt, ist sie nichts als ein bißchen Metall, sobald sie sich aber bewegt, ist sie ein Mittelpunkt der ganzen Welt. Die Erde und das Weltall helfen ihr, sich zu bewegen. Ja, sogar die Sonne und die Planeten gehorchen ihren Gesetzen. Wir wollen einmal abwarten, was geschehen wird; ich denke, daß wir noch allerlei erleben werden."

Sie ließen sich in das Gras nieder und behielten die Waage gut im Auge. Da erschien ein edler Widder mit trotzig erhobenem Kopf, ein wahres Wundertier! Goldener Glanz umstrahlte das weiße Fell, die schön geschwungenen Hörner schienen aus massivem Gold gegossen. Der Törichte äußerte feurig seine Begeisterung: ja, das war doch wenigstens ein echtes Fabeltier! Der Weise aber riet ihm, mit seiner Begeisterung noch eine Weile zu warten.

Da sah der Widder die Waage, die noch immer auf und nieder schwankte. Sie hörten den Widder murmeln: „Wozu ist das Gebammel gut? Wenn ein Widder sich bewegt, so geht er vorwärts, und lieber mitten durch als dran vorbei. Das da geht auf und nieder! Das ist ein schlechter Widder —, alles, was kein richtiger Widder ist, muß niedergestoßen werden, wozu hätte ich denn sonst meine Hörner?'" Er setzte sich in Positur, maß den Abstand, … rannte … bums …! Voller Selbstbewußtsein und tief überzeugt von dem Endgültigen und Nützlichen seines Tuns richtete der Widder seine Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge. —

Und die Waage? Eine Zeitlang ließ sie keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie nichts als ein gelbkupferner, schlapper Apparat war. Sie betrug sich völlig wie ein ganz gewöhnlicher Erdengegenstand mit dem überzeugenden Gequietsche ihrer Gelenke und dem heftigen Geschaukel ihrer Schalen. Aber bald verschwanden diese unbeherrschten Äußerungen, ihre wahre Natur kam wieder zum Vorschein, und ein Gleichmaß der Bewegungen wurde sichtbar. Langsam aber sicher gewann ihr Weltenrhythmus wieder vollständig die Oberhand. Nur schien die Bewegung jetzt etwas energischer als zuvor.

Der Widder hatte indessen ruhig gegrast. In seiner Vorstellung war alles ganz anders verlaufen, da war die Waage schon längst einen wohlverdienten Splittertod gestorben. Doch wahrhaftig: da sieht er das Ding wieder schwingen, als wenn es nie einen Widder gegeben hätte, der ihr doch deutlich genug zu verstehen gegeben hat, wie es sein muß! Da schießt ihm all sein Selbstbewußtsein in die Hörner, er mißt den Abstand …, rennt … enfin, l'histoire se repete I

Nun fragte der Weise: »Wer von den beiden ist wohl der Edlere? Der Widder, der seine eigenen Überzeugungen durchsetzt, mag es biegen oder brechen, oder die Waage, die alles zu verarbeiten sucht, was auch die Umstände ihr auferlegen mögen?"

Diesmal dauerte es sehr lange, bis sein Begleiter wieder sprach.

Aus dem leider vergriffenen Buch von
Frits Hendrik Julius:
"Die Bildersprache des Tierkreises und der Aufbau eines neuen Gemeinschaftslebens"
ISBN 3-88069-118-5

Und   H I E R   ein weiterer Auszug aus diesem Buch

Montag, 14. März 2011

Heute: 132 Jahre Albert Einstein

 "Man sollte sich davor hüten, jungen Leuten Erfolg in seiner üblichen Form als ersten Zweck des Lebens zu predigen. Die wichtigste Motivation für Arbeit in der Schule und im Leben ist die Freude an der Arbeit, die Freude am Resultat und das Wissen um den Wert, den dieses Resultat für die Gemeinschaft besitzt." (Albert Einstein)
 
Albert Einstein
Pionier der modernen Physik
- von Karl G. Breit -

Auf der Suche nach Freiheit im Denken

Bis 1905 war Albert Einsteins Leben wenig erfolgreich. Er war vorher zeitweise ohne Arbeit, seine Promotion war gescheitert, und er hatte ein uneheliches Kind. Dann aber erfolgte innerhalb eines halben Jahres eine vollkommene Wende in seinem Leben. Er schuf in dieser Zeit die Spezielle Relativitätstheorie, entdeckte die Quanten-Natur des Lichts und die atomische Struktur der Materie.

Einsteins weit gehende Unabhängigkeit (vier Planeten im zehnten Haus, siehe Fig. 1) durch seine feste Anstellung am Patentamt Bern machte es ihm damals möglich, seine Ziele zu verfolgen, ohne irgendwelchen Zwängen von aussen zu unterliegen. Er betrieb privat mit zwei ehemaligen Kommilitonen den Debattierclub «Akademie Olympia». Hier wurde zusammen musiziert, über Literatur und Physik kommuniziert und dabei viel gelacht. Dieser Umgang war für Einstein sehr förderlich: für die kreativen Prozesse im Bereich seiner Forschungen in der Physik.

Seine Leistungen in der Schule waren hervorragend, sofern er frei lernen konnte (Uranus im dritten Haus). Wurde er aber durch den Drill der Lehrer unterdrückt, so erlahmten seine Kräfte, und seine Leistungen wurden schlecht. Diese Erfahrung machte er besonders am eher autoritär geführten Gymnasium in München, das er mit 15 Jahren ohne Abschluss verliess. Oft ging er später auch nicht in die Vorlesungen am Zürcher Polytechnikum, sondern widmete sich stattdessen «mit heiligem Eifer» den Werken der grossen Theoretiker der Physik, wie er es später ausdrückte …

Albert Einsteins Horoskop beinhaltet zwei Besonderheiten

Spannungsherrscher Uranus

Als Spannungsherrscher bezeichnet man einen Planeten, wenn er allein auf einer Seite des Horoskops steht und über mehrere Aspekte mit gegenüberliegenden Planeten verbunden ist. Die Winkel der Aspekte müssen dabei grösser als 90 Grad sein. Er symbolisiert dann das Hauptthema im Leben des Horoskopeigners. Bei diesem Planeten sind alle Fähigkeiten fokussiert, und er hat eine hervorragende Bedeutung im wahrsten Sinne des Wortes. Der Planet beinhaltet für den Horoskopbesitzer eine besondere Fähigkeit, wenn diese entsprechend entwickelt werden kann. Alle Funktionen der anderen Planeten werden von dem Planeten an der Spitze herausgefordert und für seine Entwicklung zur Erreichung eines ihm eigenen Zieles eingesetzt.

Yod-Figur oder ProjektDreieck: Fingerzeig Gottes

Diese Figur umfasst zwei grüne 150-GradAspekte (Quincunxe) und ein blaues Sextil und umschliesst das Zentrum des Horoskops, den Kreis in der Mitte. Die beiden Quincunx-Aspekte sind Denkaspekte, die besonders die Fähigkeit des Planeten an der Spitze fördern. Oft spürt der Horoskopeigner rein inspirativ den Auftrag in seinem Leben und arbeitet in diese Richtung, um sich weiterzuentwickeln. Es heisst: Wenn der Besitzer einer solchen Figur an Projekten arbeitet, die der Allgemeinheit dienen, dann fliessen ihm langfristig grosse Kräfte zu. Deshalb wird diese Figur auch als der «Fingerzeig Gottes» bezeichnet.



Albert Einstein
Der Rebell und die Relativitätstheorie
- von Rita Keller -
Hermann Einstein, der Vater von Albert führte in seinem Leben einen langen, nicht sehr erfolgreichen Kampf um die Exstistenzbewältigung. Er stellte moderne elektrische Geräte her, die jedoch keine Abnehmer fanden. Dies veranlasste ihn mit seiner Familie den Wohnsitz in Ulm zu verlassen. Er zog nach München, später nach Italien.

Jugendzeit

Albert blieb in München zurück, bereits mit 10 Jahren wohnte er in einem Internat und besuchte dort das Gymnasium. Doch verliess der 15-jährige Schüler 1894 das Gymnasium und reiste zu seinen Eltern nach Italien. Der Grund dafür war Rebellion gegen die autoritären Methoden der Angst und Gewalt, die ihm jede Freude an der Schule genommen hatte. Er begründete seinen Entschluss damit, dass man ihm die Freude, «die heilige Neugier des Forschens» erdrosselt habe. Er ging davon aus, dass Forschung ein delikates Pflänzchen sei, das neben Anregung hauptsächlich Freiheit benötige. Es sei ein grosser Irrtum zu glauben, dass Freude am Suchen durch Zwang und Pflichtgefühl gefördert werden könne …

Rita Keller
Fachzeitschrift 'Astrolog' Nr. 136/2003

Sonntag, 13. März 2011

Die Quadranten im Horoskop


Das Fadenkreuz teilt das Horoskop in 4 Teile ein, die eine weitere Verfeinerung der psychologischen Definition bringen.

In der Zeichnung … finden wir die Bezeichnungen Trieb, Instinkt, Denken, Sein (entgegen dem Uhrzeigersinn gezählt).

Die Quadranten sind Themenbereiche, die uns eine deutliche Orientierung geben. Es gibt Horoskope, in denen alle Planeten in einem der Quadranten versammelt sind. Wir erkennen sofort, daß das Hauptinteresse dieses Menschen und auch seine besten Möglichkeiten im Wesentlichen in diesem Bereich des Lebens liegen. Er funktioniert und reagiert dort automatisch am stärksten und intensivsten. Das heißt nicht immer, daß er in den anderen gar nicht funktioniert, aber am meisten dort, wo die Planetenansammlung liegt. Da lernt er auch am leichtesten, kann am besten aus der Situation, aus den Gegebenheiten etwas machen und seine Kräfte erfolgreich einsetzen. Das Funktionieren ist in jedem Quadranten anders.

Diese Vierteilung ist außerordentlich aussagekräftig. Auch der Geübte sollte zuerst ein Horoskop unter diesem Gesichtspunkt angehen und nicht gleich mit Planetenstellungen beginnen. Als erstes sollte man immer die Gewichtsverteilung in den Hälften oben, unten, rechts und links, und dann in den Vierteln betrachten. Dies ergibt eine Hauptthematik, eine Proportion des Ganzen.

Wer nur einzelne Stellungen im Horoskop beachtet, verliert sich im Detail, ohne klar zu sein, ob das ein wichtiges oder ein weniger wichtiges, ein günstiges oder ein ungünstiges Detail ist. Man sollte sich also zuerst über die proportionalen Verhältnisse orientieren, und das erreicht man, indem man erkennt, wie die Planeten in den Quadranten verteilt sind.

Der 1. Quadrant: Trieb
Ich-Beharrung, Erbanlagen, Konstitution
1., 2. und 3. Haus

Die ersten 3 Häuser sind das erste Viertel im Horoskop, oder der 1. Quadrant. Es ist der Teil von uns selbst, den wir nicht genug kennen, weil er sich unter dem Horizont befindet. Und trotzdem hat er mit dem ICH zu tun, mit der ichbezogenen Welt. Dieses ICH lebt hier aber im Bereich der undifferenzierten, triebgesteuerten Selbsterhaltungsfunktion. Deshalb zeichnen sich in diesem Quadranten in erster Linie Erbanalgen, die Konstitution der Triebnatur ab. Wir sehen hier, wie der Mensch sich gegenüber den Unbilden der Natur und der menschlichen Umwelt zur Wehr setzt, um zu überleben. Ausgerichtet auf instinktive Selbstverteidigung baut er Sicherheits- und Schutzmaßnahmen auf, beobachtet und lernt, sich zu erhalten, das Leben zu bemeistern. Das Leben ist hier dinghaft, auf sich bezogen, defensiv, es besteht aus Objekten.

Die Hauptmotivierung dieses Quadranten ist die Selbsterhaltung.

Die Sonne oder Planeten im 1. Quadranten

Diese sind hier vorwiegend auf die lebenserhaltenden Funktionen eingestellt und tatbetont. Die Triebkräfte kommen stark zum Zuge. Dieser Sektor sorgt dafür, daß wir überhaupt existieren und überleben. Wir müssen uns ernähren, müssen uns schützen und für Fortpflanzung sorgen. Das sind Triebfunktionen, die wir mit der Sonne im 1. Quadranten zu lenken versuchen, doch das fällt nicht leicht. Immer wieder stellen wir fest, daß wir schon reagiert haben, bevor wir uns der Situation bewußt geworden sind. Die Triebfunktionen setzen aufgrund einer dringlichen Situation automatisch ein.

Eine solche Sonne hat es deshalb schwerer, sich ihrer selbst bewußt zu sein. Sie erkennt immer erst nach einer gewissen Zeit, nach der Tat, was wirklich geschehen ist. Das Erkennen erfolgt durch das Tun. Man lernt aus Erfahrung.

In der Zeichnung auf Seite 82 sehen wir, daß dieser Quadrant in drei gleich große Teile, in die Häuser, eingeteilt ist (im äußeren Band). Auch diese drei Räume haben einen speziellen Themenkreis innerhalb der Thematik des 1. Quadranten. Wenn beispielsweise dort Planeten stehen, dann sind sie durch die Qualität dieser Felder bestimmt.

Im 1. Haus erleben wir uns als ICH mit all seinen triebmäßigen Ansprüchen an die Welt. Wir haben eine bestimmte Vorstellung, ein bestimmtes Bild von uns und möchten gerne denken: die Welt gehört mir. Hier sind wir eine Erscheinung, eine physische Gestalt, die den Menschen gegenübertritt und als solche auch von der Umwelt respektiert und wahrgenommen sein will. Wir bemühen uns deshalb, ein bestimmtes Image zu haben, einen möglichst guten Eindruck zu machen und wechseln dementsprechend häufig unsere Masken; wir manipulieren unseren Habitus, unsere Erscheinung.

Im 2. Haus sind wir mit der Lebenserhaltung beschäftigt, sorgen für Nahrung, Sicherheit, Vorrat. Wir eignen uns Substanzen, Talente und Fähigkeiten an, um diese nutzbringend im Leben zu verwenden. Hier sind wir Besitzende, sei es Grundbesitz, Geldbesitz oder geistiger Besitz. Alles, was zur Lebenserhaltung und Lebenssicherheit gehört, zeichnet sich hier ab. Es ist das Feld der Ökonomie im kleinsten wie im weitesten Sinne. Deshalb bauen wir auch hier leicht Schutzmauern, um uns selbst und unseren Besitz abzusichern. Das ICH ist auf Selbstverteidigung ausgerichtet; das Eigenwertgefühl steigt mit dem Besitz, stützt sich auf das, was man hat, zu dem Dinge, Begabungen, Können wir auch Menschen gehören.

Im 3. Haus wird die erste Verbindung mit der Umwelt hergestellt. Es gibt Aufschluß über Beziehungen zu Geschwistern, Verwandten und Nachbarn, über den nächsten Umkreis, seine Denkweise und geistige Einstellung, über das kollektive Denken also, das wir aus diesem engeren Umkreis als Prägung mitbekommen. Hier ist angezeigt, in welcher Weise wir versuchen, uns dieser Umwelt anzupassen und auch gleichzeitig, in welchem Grade wir durch diese Umwelt beeinflußt und geformt werden. Dieses Maß prägt das kollektive, das umgebungsabhängige Denken.

Der 2. Quadrant: Instinkt
Umwelt-Beherrschung, Aktion-Reaktions-Mechanismus, Konditionierung
4., 5. und 6. Haus

Der Quadrant unten rechts zum Deszendenten hin stellt das Unbewußte dar, das vom Kollektiv und vom DU her bestimmt wird. Hier zeichnet sich die sogenannte Konditionierung ab, also das, was sich bereits in der Jugend in uns als Reaktion auf die Einflußnahme der Umwelt bildet.

Es sind Erziehungsresultate und Umwelteinflüsse, unser Heim, in dem wir aufgewachsen sind, in dem bestimmte Normen und Formen vorherrschen, spezifische Sitten und Gebräuche. Es sind unsere Lehrer, die auf uns einwirken, die Pfarrer im Religionsunterricht, der Polizist auf der Straße, die Spielgefährtin, die Freunde, die ersten Liebeserlebnisse. Das sind bereits in frühester Jugend beginnende und bis in die Mitte des Lebens hinein stark wirksame konditionierende Kräfte, die unserer Triebanlage förderlich oder auch hinderlich sein können und unser Kontaktverhalten prägen.

Aus diesen Erlebnissen und Erfahrungen entwickeln sich Sympathien und Antipathien, die sich mit der Zeit zu schablonenhaften Gefühlen, zu einem Aktions-Reaktions-Mechanismus verdichten, der unwillkürlich reagiert oder agiert, reflexmäßig oder instinktiv. Diese Instinktmechanismen bilden sich an der Erfahrung mit Personen, die mit uns in Berührung kommen und mit denen wir es zu tun haben.

Das Leben wird in diesem Quadranten als eine Welt der Subjekte erlebt.
Die Grundhaltung ist offensiv und betont emotional.

Die Sonne und Planeten im 2. Quadranten

Auch hier herrscht das unbewußte Tun und Reagieren vor. Man lernt durch die Erfahrung, durch die hautnahe Berührung mit dem DU; denn dieser Quadrant hat mit dem DU zu tun (rechtsliegend).

Die Kontaktneigung, auch vom Verstand her, ist stark ausgeprägt. Das Interesse an der Umwelt ist hellwach, aber doch vorwiegend sensorisch gesteuert. Hier wirkt sich ein hochkkomplexer Instinktapparat mit einem gigantischen Reflexmechanismus aus, der lehrt, auf die subtilsten Feinheiten zu reagieren. Man lernt mit den Werkzeugen des Lebens umzugehen, seien diese körperlicher oder psychischer Art. Dabei kann man sich aber auch im TUN an sich verlieren und alles nur noch am Maßstab der Leistung messen.

Der Mensch mit der Sonne in diesem Quadranten erlebt sich selbst im Kontakt mit dem DU. Deshalb ist es wichtig, sein Selbstbewußtsein wahrzunehmen. Entsprechende Überbetonung bis zum Grad der Aggression können hier angezeigt sein.

Auch dieser Quadrant kann in drei Felder oder Häuser unterteilt werden.

Das 4. Haus entspricht der Herkunft, dem Ursprung, aus dem wir stammen, praktisch dem Elternhaus. Es ist das ursprüngliche Nest, unsere Vorstellung davon und auch, wie unser eigenes Heim einmal aussehen soll. Es ist der Ort, wo wir aufgewachsen sind, wodurch unsere Individualität und unser Charakter zu einem bestimmten Grade vorgeformt wurden. Deshalb spricht man hier von der Tradition, den konservativen Einstellungen und von gemütshaften Familienbanden, von Kollektivabhängigkeit.

Hier ziehen wir uns auch zurück in die eigene Häuslichkeit und ins Privatleben. Es zeigt an, wie wir uns dort verhalten, welche Beziehungen wir zur eigenen Familie, zum Kollektiv haben.

Im 5. Haus ist man experimentierfreudig, unternehmungslustig. Man erprobt hier sich selbst im engen Kontakt und wir die Erotik mit all ihren Hoffnungen und Enttäuschungen erleben. Wir wollen eigene Erfahrungen sammeln, alles selbst erleben, ausprobieren, aufs Spiel setzen. Deshalb wird es auch das Haus der schöpferischen Kräfte, der Künste, Spiele, der Liebe, der Kinder usw. genannt. Das 5. Haus dient sehr wesentlich der Selbstverwirklichung. Aus den Planetenstellungen kann man ersehen, auf welche Weise wir das vollbringen, ob wir eine natürliche Selbstdarstellung oder nur ein Imponiergehabe entwickeln.

Im 6. Haus findet der Existenzkampf statt, das sich Unterwerfen unter die Notwendigkeiten des Lebens. Hier müssen wir uns bewähren, die Fehler aus der Unvernunft des 5. Hauses wieder gut machen oder die Folgen tragen. Es zeigt die Art der Durchsetzung an, aber auch die Niederlagen und die oft daraus resultierenden psychosomatischen Prozesse, die Krankheiten, Arbeit, Dienst und Abhängigkeit, Tüchtigkeit und Untüchtigkeit und wie sich diese im körperlichen Zustand niederschlagen. Hier muß man auch seinen Platz im Leben, seine Marktlücke in der Arbeit finden, um in einer Weise existieren zu können, die den individuellen Fähigkeiten einigermaßen entspricht.

Der 3. Quadrant: Denken
Umwelt-Erkenntnis, Lebenseinstellung, bewußte Anpassung
7., 8. und 9. Haus

Hier beginnt der Aufstieg ins Bewußte. Oben über dem Horizont, im Denk-Quadranten, wird das DU bewußt wahrgenommen. Das erfordert bewußte Anpassung. Es zwingt zur Auseinandersetzung mit dem DU, mit der menschlichen Gesellschaft an sich. Man ist aufeinander angewiesen und sucht nach Formen des Zusammenlebens, nach Wertmaßstäben im Kontakt. Hier findet man Partnerschaftsverträge, Schutz- und Treueverhältnisse, Ehe- und Erbschaftsregelungen als Folge reflektierter Erfahrung.

Während man im 2. Quadranten noch stark von der Umwelt geformt wird und darauf instinktiv reagiert, zeigt sich im 3. an, was wir selbst zu tun versuchen und inwieweit wir fähig sind, unserer Umwelt gerecht zu werden.

Kennzeichnend für diesen Quadranten ist das Denken.
Wir versuchen hier, unterschiedliche Anschauungen oder Interessen unter einem einheitlichen System zu vereinen, sei dies durch Verträge, Denksysteme, Philosophie oder Religion. Es ist der Bereich des Erkennens objektiver Gesetze, geformter Denksysteme oder überpersönlicher Ideen.

Die Sonne oder Planeten im 3. Quadranten

Sie sind hier darauf aus, sich in der menschlichen Gesellschaft einen Platz zu erobern. Das Selbstbewußtsein ist ausgeprägter; man kann seine Identität mit sich selbst feststellen und sich so im Kontakt mit dem DU, mit der Welt bewußt erleben.

Die Sonne deutet hier auf den Versuch selbstbewußten Wirkens nach außen. Es sind die Beziehungen und Kontakte zur Umwelt, die man hier kraft seiner Persönlichkeit bewußt schafft und beherrschen will. Dadurch lernt man, die Beziehungen und Kontakte und die gesellschaftlichen Systeme zu handhaben und versteht es gut, sich inmitten dieser Gesellschaft den richtigen Platz zu sichern. Extraversion des Bewußtseins ist dafür die beste Bezeichnung.

Im 7. Haus ist die Beziehung zum DU angezeigt. Das ICH steht hier seinem Gegenpol, dem DU, direkt gegenüber und erkennt, daß die eigenen Kräfte nicht ausreichen, um das Leben zu meistern. Hier wollen wir uns an das einzelne DU binden, es zur Mitarbeit bewegen, uns seiner versichern. Wir streben nach echter Partnerschaft und müssen lernen, uns in diese einzuordnen. Daraus können sich Reibungen ergeben, weil das DU auf etwa bestehende Mängel hinweist, die einem harmonischen Zusammenleben entgegenstehen. Wir beginnen mit der bewußten Anpassung durch die Arbeit an uns selbst, am eigenen ICH.

Das 8. Haus verlangt die Anpassung an die Wirklichkeit der etablierten Gesellschaft, was häufig den Tod einer alten Auffassung, oder einer hinderlichen Einzelbindung bringt. Es wird auch das Haus des Todes, der Stirb-und Werde-Prozesse genannt. Alles Unnötige, allen Ballast müssen wir abstreifen, oft durch eine schmerzliche Trennung, denn hier ist der Ort der Wende, der Erneuerung, des Aufstiegs zur Individualität, die bewußt der Gesellschaft gibt, was diese zu Recht zu fordern hat (Pflichten). Aber dafür erhalten wir hier auch Legate, Erbschaften oder Unterstützungen, auch Ämter und Ehren vom Du oder von der Gemeinschaft.

Im 9. Haus geht es nicht mehr um das Tun, sondern ums Denken. Wir nennen es das Haus des unabhängigen, eigenen Denkens im Unterschied zum 3. Haus, dem Haus des anerzogenen Denkens. Hier wollen wir selbst die Lösungen für die Fragen des Lebens finden und dessen Sinn erfassen. Wir wagen es, die angestammten Grenzen zu überschreiten und versuchen, anderen Menschen Ziel und Richtung zu geben, sie zu begeistern, um an Aufgaben für die Gemeinschaft oder für ideelle Zwecke mitzuarbeiten. Es ist das Haus der Philosophie und Weltanschauung, der Pädagogik und der weltweiten Beziehungen.

Der 4. Quadrant: Sein
Ich-Wahrnehmung, Selbstverwirklichung, bewußte ICH-Gestaltung
10., 11. und 12. Haus

Im letzten Quadranten, dem SEINS-Quadranten, geht es um das Bewußtsein an sich, um die bewußte Selbstwahrnehmung. Hier wissen wir, was wir sind, wer wir sind und wo wir stehen. In diesem Quadranten geht es um das selbstgeformte ICH, das bewußt Gewordene, um das, was wir im Leben herausgearbeitet haben.

Es ist der Raum der bewußten Individualität. Hier können wir das ICH, das Selbst, unmittelbar erfahren, in unserem eigenen Bewußtsein als bekannte Größe betrachten und es auch als Maßstab zur Bewertung der Welt verwenden. Hier hat man nicht irgendeine instinktive Reaktion auf Dinge, sondern man nimmt alles, was auf einen zukommt, bewußt wahr und versucht, es zu sich selbst in Relation zu bringen. Der Maßstab ist nicht das DU, sondern das ICH.

Das theoretische Erkennen, das bewußte Verarbeiten, ist natürlich besonders ausgeprägt, weil es von Trieb- und Instinktreaktionen frei ist und sich in höheren Gefilden geistiger Zusammenhänge bewegen kann.

Das Selbstbewußtsein vereinigt in sich das individuelle und das universelle Bewußtsein und geht schließlich in den SEINS-Zustand ein.

Die Sonne und Planeten im 4. Quadranten

Introversion ist die beste Bezeichnung für den Sonnenstand. Der Mensch ist nicht so sehr an der Welt interessiert, sondern an seinen eigenen, geistigen Qualitäten und Fähigkeiten, an seinen geistigen Interessen. Man betrachtet sich selbst und hat meist eine gewisse Zurückhaltung, läßt nur die Menschen an sich heran, denen man Vertrauen schenken kann, die auf gleichem Niveau stehen und die einem von Fall zu Fall nützlich sein können.

Auch hier muß eine gewisse Sicherheit der Selbstbewußheit und der Unterscheidung vorhanden sein, damit andere Menschen einem nicht gefährlich werden können. Oft findet man bei gewissen Stellungen die Situation vom elfenbeinernen Turm, in dem der Mensch nur noch mittelbaren Kontakt zur Welt hat.

Im 10. Haus will man seinen Platz in der Welt haben. Der Mensch will erkannt sein als das, was er ist und will sich als freies Individuum bewegen können. Deshalb bedeutet dieses Feld die soziale Stellung, Berufung und auch das Streben nach Macht. Hier geht es um echte oder falsche Autorität, um echte Führungsbefähigung oder um Prestige- und egoistisches Machtstreben. Die leitende Stellung, die hier angezeigt ist, sollte dem Reifegrad der bewußten Individualität und deren Verantwortungsbereitschaft entsprechen. Macht um der Macht willen findet hier den gerechten Lohn durch Fall von der erreichten Höhe, durch Verlust der angemaßten Autorität.

Das 11. Haus ist das Haus der Freunde, der Wahlverwandtschaften. Hier wollen wir unsere Beziehungen frei wählen, werden nicht mehr getrieben von Wünschen und Begierden. Wir interessieren uns für den Menschen an sich und sind fähig, ihn ohne egoistische Motive zu lieben. Hier entsteht das ideale Menschenbild am Modell der erlebten Freundschaft mit der individuellen Vorstellung einer perfekten menschlichen Gesellschaft. Diese Vorstellungen können auch oft zu weit gehen: dann finden wir den Utopisten, der sich in wirklichkeitsfernen Spekulationen verliert.

Das 12. Haus liegt am fernsten von der Welt, ganz auf der linken Seites des Horoskopes und ist das letzte im ganzen Häusersystem. Hier geht es um Verinnerlichung, um alles, was den Menschen von den anderen absondert und zu sich selbst zurückführt, damit er sich in höhere geistige Zusammenhänge einordnen kann. Hier muß man die Fähigkeit erlangen, in der Stille, ganz im eigenen Selbst zu leben, auch isoliert, einsam und allein sein können. Es ist das Haus der erzwungenen oder freiwilligen Isolationen, der produktiven oder unproduktiven Einsamkeit.

Quelle: Louise und Bruno Huber "Die zwölf astrologischen Häuser", API-Verlag

Samstag, 12. März 2011

Zwillingspaare in der Astrologie

Martina und Lukas
Das besondere Zwillingspaar
- von Louise Huber -



Links: Martina - Rechts: Lukas
Einleitung

Tatsache ist, dass fast bei allen Zwillingsgeburten immer ein Zeitunterschied zwischen 5 bis 30 Minuten (oder mehr) besteht, was bereits einen Unterschied, nicht nur beim AC und MC, sondern auch bei den übrigen Häuserspitzen, gelegentlich auch bei der Mondstellung ausmacht, der manchmal erheblich sein kann. Für das geübte Auge des Astrologen sind Zwillings-Horoskope nicht gleich, sie weisen Unterschiede auf. Diese sind unseres Wissens nur durch die Feindefinitions-Methoden der «Huber-Schule» deutlich erkennbar. Häufig sind diese «Kleinigkeiten» der Grund, dass bei Zwillingsgeburten der Schicksalsablauf verschieden abläuft und jeder sein eigenes Horoskop lebt. Erstaunlich ist es dann aber schon, wenn sich dabei ein ganz erheblicher Unterschied zeigt, wie es bei den folgenden Zwillingen der Fall ist.

Das Leben von Martina und Lukas

Beide sind geboren am 25. Januar 1963, Martina um 15.35, Lukas um 15.46 Uhr, (also 11 Minuten auseinander). Sie sind zweieiige Zwillinge. Ihr Leben verlief bis jetzt derart grundverschieden, dass es fast unglaublich erscheint, dass es sich hier um ein Zwillingspaar handelt. Lukas als Zweitgeborener und männliches Wesen hat ein relativ leichtes Leben, kommt schulisch gut voran, hat schon sein zweites medizinisches Vordiplom glänzend bestanden. Demgegenüber wird Martina, das zuerst geborene Mädchen, von einem Unglück nach dem anderen heimgesucht.

Das Grundhoroskop

Schauen wir das Grundhoroskop der beiden an, so fällt auf den ersten Blick kein grosser Unterschied auf. Zwei Oppositionen auf der 1/7 und 3/9 Achse bringen die Begegnungs- und Denk-Thematik miteinander in Zusammenhang. Auffallend ist die Grosskonjunktion der drei Ich-Planeten Sonne, Mond und Saturn im Wassermann um die achte Häuserspitze herum. Die Opposition zum Mondknoten betont die Mondknotenlinie, wobei die Neumondstellung ein Hinweis auf eine Sonnenfinsternis ist. Tatsächlich war zu jener Zeit (am 25.1.1963 exakt um 14.42 Uhr) eine ringförmige Verfinsterung der Sonne eingetreten. Die Geburt von Martina war näher an diesem Zeitpunkt als die von Lukas. Nach alter Überlieferung können sowohl Sonnen- wie Mondfinsternisse eine unglückliche Wirkung auf Neugeborene haben.

Die Geburtsumstände

«Es war ein dramatischer Geburtsverlauf» beschreibt die Mutter: «Kaum in der Klinik angekommen, vorzeitiger Blasensprung, vorfallende Nabelschnur bei Kopflage (in dieser Situation muss das Kind spätestens innerhalb 7 Minuten auf die Welt gebracht werden, sonst erstickt es). Man entschied sich für eine Zangengeburt, um das Kind möglichst schnell aus dieser Gefahrensituation zu retten». Schauen wir den AC (den Beginn des Lebens) von Martina auf 16° Krebs an, dann erkennen wir ein exaktes Trigon zum Neptun und Quincunx zum Saturn, während bei Lukas ein Halbsextil zum Mars und Quincunx zur Venus bei der Geburt vorherrschte. Während das Quincunx des Alterspunktes zum Saturn auf erschwerte Umstände schliessen lässt, ist das Quincunx zur Venus eher ein Zeichen dafür, dass die Schwester dem Bruder den Weg bereitete. Über die Geburt von Lukas sagte dann auch die Mutter: «Es war eine problemlose Geburt, da seine Zwillingsschwester ihm den Weg bestens geebnet hat.»

Die weitere Entwicklung bei Lukas war normal, er war motorisch etwas verlangsamt und lernte mit 16 Monaten das Gehen. Martina hingegen war motorisch eher retardiert und begann erst nach 18 Monaten zu laufen. Ansonsten entwickelte sich das Mädchen auf geistigem und sprachlichem Gebiet normal.

Die Stellung des Uranus

Wie Sie nachher aus dem Lebenslauf ersehen werden, hat Martina eine erhebliche Tendenz zur Unfallneigung. Natürlich machte dies den Eltern grosse Sorgen. Im Horoskopvergleich fällt unser Blick bei dieser Feststellung sofort auf den Uranus, der auch in der klassischen Astrologie Unvorsichtigkeit und damit plötzliche Unfälle verursacht. Diese Uranusstellung ist auch einer der wesentlichsten Unterschiede in diesen zwei Horoskopen. Bei Lukas steht er exakt auf der 3. Häuserspitze, womit das erfolgreiche Lernen erklärt werden kann, bei Martina ist er viel weiter von der Spitze entfernt. Ausserdem steht bei ihr die 3. Häuserspitze auf den letzten Graden des Zeichens Löwe, wodurch die Zeichengrenze Löwe/ Jungfrau so etwas wie einen «Graben» zwischen Uranus und der Häuserspitze entstehen lässt. Lukas ist von diesem «Graben» verschont geblieben. Sein Uranus kann gradlinig umgesetzt werden, weil die 3. Häuserspitze im gleichen Zeichen ist.

Im Bemühen solch einen Graben (wie in Martina' s Horoskop) zu überwinden, um mit dem Planeten zur Spitze zu kommen, kann man immer wieder «hineinfallen». Dies ist ein starker Anreiz zu kompensativem Verhalten, wodurch das Schicksal im Leben ein unangenehmes Gefahrenmoment erhalten kann. Dazu kommt noch, dass die Achse Löwe-Wassermann bei Martina von zwei Häuserspitzen belegt wird, bei Lukas nicht. Dadurch entsteht eine erhöhte Beanspruchung der 2/8-Achse. Die eigene und fremde Substanz, Besitz, 'Ökonomie, Verluste und Festhaltetendenz, unerfülltes Sicherheitsstreben, Verteidigungsmechanismen, aber auch eine Revanche-Haltung (die 2/8-Achse wird auch Aug um Aug, Zahn um Zahn-Achse genannt) sind bei ihr aktiviert. Zwei Häuserspitzen in einem Zeichen sind immer eine Herausforderung, oft eine Überforderung innerhalb dieses Lebensbereiches, jedenfalls ein Anzeichen für Stress und unruhige Höchstbelastung.

Die Neptunstellung

Einen weiteren markanten Unterschied sehen wir in der Neptunstellung. Bei Martina befindet er sich auf der 5. Häuserspitze, bei Lukas hingegen im Schatten 5. Wir wissen, dass die Spitzen-Planeten sich im Leben voller auswirken können. Somit haben wir bei Martina mehr einen Neptun-Charakter, der (vor allem auch durch die vielen Unfälle) eine Intensivierung der umsorgenden Liebe der Umwelt auslöst und beim Lukas einen uranischen Charakter, (Uranus exakt Spitze 3), der im fleissigen Lernen ständige Bewusstseinserweiterung sucht. Neptun auf der Spitze macht vielfach an geistigen Dingen interessiert, während im Schatten fünf das Ich an sozialen Aufgaben erprobt wird. Martina hat durch ihre Unfälle eine erhöhte Aufmerksamkeit der Hinwendung von seiten der Umwelt erhalten (Neptun spitzenscharf). Bei Lukas ist Neptun im Schatten fünf kompensativ, er will wie sein Vater Arzt werden.

Die Ich-Planeten Sonne, Mond, Saturn

Wichtig für die charakterlichen Unterschiede ist natürlich auch die sorgfältige Definition der drei Ich-Planeten. Eine Spezialität in diesem Horoskop ist nicht nur die Sonnenfinsternis, sondern auch die Tatsache, dass alle drei Ich-Planeten bei der 8. Häuserspitze zusammenstehen. Trotzdem signalisieren sie in diesen Horoskopen eine Unterscheidung. Die Neumondstellung bei Martina ist weit mehr im Schattenbereich der 8. Häuserspitze als bei Lukas. Bei beiden enthält das autonome Selbstbewusstsein der Sonne und des Mondgefühls Kompensationen. Bei Lukas ist Sonne/Mond kurz nach dem Talpunkt 7, also etwas schwächer kompensativ, der Saturn steht näher an der 8. Häuserspitze, wirkt sich deshalb stärker als Sicherheitsfaktor aus als bei Martina. Bei ihr steht die 8. Häuserspitze genau in der Halbdistanz zwischen Mond und Saturn, die Besorgnis der Mutter wirkt sich unmittelbar aus, aber auch die kompensative Ablehnung der Mutter. Martina hat auch Phasen der totalen Ablehnung sowohl der Schule, des Elternhauses wie auch spezifisch gegen die Mutter im Alter von ungefähr 17 Jahren durchgemacht. Diese Ablösungsphase kann im Alterszyklus als normal angesehen werden. Die Auflehnung gegen einen Teil ihrer Umwelt endete schliesslich nach einem schweren Verkehrsunfall und dessen schwierige Nachfolgezeit für das junge Mädchen.

Die Schattenwirkung von Sonne und Mond ist bei Martina grösser als bei Lukas, also erlebt sich das Ich in vielfacher Hinsicht subjektiver. Das kann sich so auswirken, dass sie sich vom DU, von der Gesellschaftsstruktur abhängig macht, und damit die Selbstverantwortung delegiert. Es kann aber auch die Übernahme von Verantwortungen durch die Gemeinschaft bedeuten. Indem sie sich für die Gemeinschaft einsetzt, erhält sie Aufgaben von ihr, bei denen die Persönlichkeitsplaneten zur Wirkung kommen können. Dasselbe ist auch für Lukas gültig. Mit seinem Arztberuf wird er hier zum Zuge kommen, obwohl die 8. Hausstellung auch auf Krisen, Wandlungen und Transformationsprozesse hinweist. In seinem Fall mag es auch als ein dynastischer Zwang empfunden werden, den Fußstapfen des Vaters zu folgen. Nach dem dreidimensionalen Entwicklungsgesetz wird er sich diesem zuerst beugen, ihn dann ablehnen, um ihn schlussendlich wieder aufzunehmen, nach dem Motto: «Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.»

Wie wir wissen, wird dieser Schattenbereich der 8. Häuserspitze auch eine Herausforderung der Ich-Wandlung bewirken, die im Laufe des Lebens wiederholte Stirb- und Werde-Erfahrungen auslöst (siehe Astrolog Heft Nr. 27). Dies wird bei Martina eine mehr geistige, mystische Hintergrundthematik mit dem «spitzenscharfen Neptun» haben, wobei sich das Ich oder die Seele seltsame Mittel und Wege aussucht, um diesen Reifeprozess zu vollbringen. Sie wird versuchen, sich von der Umweltabhängigkeit in gewissen Situationen zu entwinden. um trotzdem wieder hineinzufallen.

Um diese psychologische Tendenz voll zu verstehen, wollen wir nachfolgend den Lebensablauf der beiden betrachten:

Martina: Die erhebliche Unfallneigung zeigt sich wie folgt:
10.10.1966 Zeigefinger an einer Eisentüre zerquetscht. AP Konj. Mondknoten Zeichenwechsel Löwe.
24.3.1969 Tonsillektomie. AP 2. Spitze, Kippstelle zwischen Mondknoten und Mars.
29.8.1970 Sturz auf OberkieferKinn-Ellenbogen-Knie. Zähne wackelten und mussten während zweier Monate mit Kunststoff fixiert werden. AP Opposition Saturn.
15.2.1974 Isolierte, distale Tibiafraktur, Skifahren. AP Trigon Galaktisches Zentrum.
8.11.1974 Sturz beim Eiskunstlaufen, erneute Subluxation der Schneidezähne.
31.12.1974 Sturz aus dem Bett mit Distorsion des rechten Handgelenks. AP Kippstelle Mars / Uranus.
27.7.1976 Nach Ferienaufenthalt in der Türkei schwerste Infektionskrankheit. AP Konjunktion Uranus Quincunx Sonne.
1976/77 Mehrere Anfälle von Ohnmachten mit kurzer Amnesie. Abklärung ergab ein normales EEG. Orthostase-Syndrom. AP Quincunx Mond.
21.3.1979 Töffli-Unfall mit diversen Blessuren und Gehirnerschütterung. AP Opposition Jupiter.
20.12.1979 Starke Verstauchung des 4. Zehen beim Schwimmen. AP Quadrat Venus. Dieser AP-Aspekt verursachte auch grosse Pubertätsschwierigkeiten.
7.8.1981 Schwerer Autounfall mit grossen Verletzungen. 12 Tage Intensivstation Universitätsspital Zürich, anschliessend mehrmonatige Spitalaufenthalte. Kieferchirurgische Diagnosen: Le Fort II-Fraktur mit Nasentrümmerfraktur, Jochbeinfraktur links, Unterkieferfraktur links. Verlust von 6 Zähnen.
Fraktur des rechten Unterarms, Gehirnerschütterung und Hirnquetschung. Oberarmfraktur mit Lähmung des Armes für etwa 10 Monate. Oberschenkelfraktur.
Die Krankengeschichte: Martina musste für lange Zeit künstlich ernährt werden. Nachher bekam sie nur flüssige Kost. Die verbleibenden oberen und unteren Zähne wurden aufeinander fixiert. Für 3 Monate konnte Martina den Mund nicht öffnen. Sie hat ihren wirklich schrecklichen Zustand vorbildlich getragen. Für die Zeit von zirka einem halben Jahr totale Entstellung des Gesichts. Sie sieht heute sicher verändert aus, aber jemand, der sie vor dem Unfall nicht gekannt hat, merkt heute nichts mehr davon.

Der Alterspunkt hatte im Januar 1981 den IC passiert und im August 1981 während des schweren Unfalls ein Quadrat zum Galaktischen Zentrum. Wir suchten auch noch den Mondknotenalterspunkt und fanden ihn auf 0° Widder im exakten Quadrat zur Mondknotenlinie (die ja mit der Sonnenfinsternis bei der Geburt zu tun hatte). Dann untersuchten wir auch noch die Transite, weil diese manchmal bei Unfällen mitbeteiligt sind, konnten aber nichts finden. Lediglich war der transite Mondknoten exakt auf 0° Löwe, also auf seinem Radix-Ort angelangt. Es ist naheliegend, dass dieser einschneidende Unfall mit der Mondknotenlinie, also mit karmischen Komponenten (und auch mit der ringförmigen Sonnenfinsternis bei der Geburt) zusammenhängt. Anders ist es ja auch nicht zu erklären, denn dem anderen Zwillingspartner ging es während dieser Zeit relativ gut. Wir wollen auch sein Leben kurz skizzieren:


Lukas

30.12.1971 Unfall beim Skifahren. Distorsion des rechten Kniegelenkes. AP Konjunktion Mars.
6.10.1975 Ellbogenquetschung beim Skifahren, 3 Wochen Gips. AP Konjunktion Uranus, Quincunx Sonne.
1975-1981 AP durch das 3. Haus. Die Schulzeit hat Lukas problemlos überstanden. Sehr guter Schüler, musisch sowie sportlich begabt. Während der späteren Pubertätszeit, Ende Gymnasium, etwas Leistungsabfall.
Frühling 1983: Matura AP Trigon Saturn, Quincunx Jupiter
Sommer 1984: Erstes medizinisches Vordiplom bestanden. AP Sextil Galaktisches Zentrum.
Sommer 1985: Zweites medizinisches Vordiplom glänzend bestanden. AP Sextil Uranus, Quadrat Sonne.

Quelle: Fachzeitschrift 'Astrolog' Nr. 31/1986

Freitag, 4. März 2011

Ist Selbstliebe immer egoistisch?

Dr. Roberto Assagioli:
Arten der Liebe

Die erste Liebe ist Liebe zu sich selbst

Diese Bemerkung mag zu Überraschungen Anlass geben, da Liebe, die auf einen selbst gerichtet ist, gewöhnlich mit Egoismus, Geltungsbedürfnis oder Narzissmus gleichgesetzt wird. Diese Art der Selbstliebe existiert natürlich, sie ist aber nicht die einzige Art; hier, wie immer, muss die große Komplexität und Vielfalt des menschlichen Lebens in Betracht gezogen werden. Im Fall der Selbstliebe hängt alles davon ab, was wir an uns selbst lieben und wie wir es lieben. Es ist in der Tat Geltungsbedürfnis, wenn wir die egozentrischen und die trennenden Aspekte in uns lieben: das Verlangen nach Vergnügungen, Besitz und Herrschaft. Wenn wir aber das in uns lieben, was höher und das Beste ist, das, was wir wesentlich sind, wenn wir unsere inneren Möglichkeiten des Wachstums, der Entwicklung, der schöpferischen Fähigkeiten und der Gemeinschaft mit anderen lieben, dann drängt uns diese Liebe, der aller Egoismus fehlt, ein Leben höherer Qualität zu leben. Diese Liebe ist dann nicht nur kein Hindernis, andere auf dieselbe Weise zu lieben, sondern vielmehr ein mächtiges Mittel, dies zu tun. Wie alle Arten der Liebe kann auch die Selbstliebe durch den Willen reguliert und geleitet werden . Die Liebe zu anderen Menschen wird durch ihren Gegenstand, ihr Objekt bestimmt.

Mütterliche Liebe

mag als die erste und fundamentale menschliche Beziehung betrachtet werden. In ihrer anfänglichen Form hat sie die Eigenschaft eines Opfers und zeigt die willige Hingabe der Mutter an Schutz und Sorge für ihr Kind, eine Hingabe, bei der die erforderliche Selbstverleugnung freudig akzeptiert wird. Das Wachstum des Kindes ist jedoch von der Entwicklung einer gesunden Unabhängigkeit begleitet, die den rein mütterlichen Aspekt der Liebe einer gründlichen Prüfung unterzieht. Ihre Hingabe und ihr Opfermut der frühen Tage der Beziehung können sich nun leicht in Beschlagnahme und Besitzenwollen verwandeln. Der Sohn oder die Tochter erkennt dies, vielleicht nur unbewusst, und nimmt es übel. Je besitzergreifender und anspruchsvoller die Liebe der Mutter ist, desto stärker ist die Rebellion des Kindes. Und umgekehrt, je hingebungsvoller die Liebe ist, desto stärker und tiefer ist die liebende Verbindung. Wieder kann der weise Gebrauch des Willens den ganzen Unterschied ausmachen.

Die väterliche Liebe

weist einen parallelen Verlauf auf, zeigt jedoch gewisse Unterschiede. Auch hier hat die grundlegende Liebe des Vaters zu seinen Kindern die Eigenschaft eines Opfers. Aber dieser anfängliche Eifer, die Kinder mit materieller und anderer Hilfe zu versorgen, macht später oft einem Drang Platz, seine Autorität zu behaupten und ihren Gehorsam zu verlangen. Es kann auch vorkommen, dass sich der Vater mit dem Kind derart identifiziert, dass er versucht, es nach seinem eigenen Bild zu gestalten, einem Bild, das oft nicht besonders empfehlenswert ist! In anderen Fällen mag er starken Druck auf sein Kind ausüben, das zu erreichen, was er selbst nicht erreichen konnte; das ist ein ungerechtes und gewöhnlich nicht zu verwirklichendes Verlangen. In den meisten Fällen ist das Ergebnis Rebellion; wenn sich das Kind jedoch unterwirft, geschieht es unwillig; und sein Gefühl der Enttäuschung kann nicht nur seine Entwicklung behindern, sondern auch die frühere liebende Beziehung schädigen oder sogar töten.

Die Liebe zwischen Mann und Frau

ist ein anderes Gebiet, in welchem viel semantische Verwirrung herrscht. Sie ist die Ursache häufiger, ich möchte sogar sagen, beständiger Missverständnisse und daraus folgender Konflikte. Manche Autoren nennen die Liebe zu einem Menschen des anderen Geschlechts „erotische Liebe“, aber die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „erotisch“ machen es missverständlich. Erotik wird im gewöhnlichen Sprachgebrauch und häufig in der einschlägigen Literatur in einem rein sexuellen Sinn verstanden und manchmal sogar als ein Synonym für Pornografie benutzt. Andererseits betrachten einige Philosophen und Psychologen, die auf den Erosmythos und die Bedeutungen, die ihm die Griechen gegeben haben, zurückgehen, den Eros als die Anziehung, die ein Geschlecht auf das andere ausübt und ein Verlangen, sich mit der anderen Person auf allen Stufen, besonders auf der emotionalen, zu verbinden und zu vereinen. In Wirklichkeit ist die Liebe zwischen Mann und Frau eine Mischung von körperlicher, emotionaler, mentaler und spiritueller Anziehung in einem Verhältnis, das sich bei jeder Beziehung weitgehend unterscheidet und sich auch im Lauf der Zeit ändert. Das erklärt die großen Schwierigkeiten, die zwei Menschen beim gegenseitigen Verstehen und beim harmonischen Verbinden und Integrieren durchmachen. Daher die Leiden und Konflikte, die sich daraus ergeben. Die bekanntesten und allgemeinen Aspekte dieser Liebe sind leidenschaftliche Liebe, sentimentale Liebe und idealistische Liebe. Nicht weniger wichtig ist die Liebe, die sich auf intellektuelles Verstehen gründet und die aus geistiger (spiritueller) Gemeinsamkeit geboren wird, obwohl sie bei der Wahl eines Gefährten gewöhnlich nicht berücksichtigt wird.


Liebesbeziehungen, die anders sind

als die zwischen Menschen des entgegengesetzen Geschlechts. Hier finden wir brüderliche, altruistische und humanitäre Liebe. Obwohl diese durch ein Mitgefühl für menschliches Leid erweckt und verstärkt werden können, entstammen sie grundsätzlich einem Gefühl der wesensmäßigen Identität mit unseren Brüdern und Schwestern. In einigen Fällen, zum Beispiel der „franziskanischen Liebe“, schließt sie alle lebendigen Geschöpfe ein. Eine volle Darstellung dieser Form der Liebe enthält Sorokins Buch „The Ways and Power of Love“ und Martin Luther Kings Buch „The Strength to Love“ (dt.: „Kraft zum Lieben“).

Die unpersönliche Liebe, eine Liebe zu Ideen oder Idealen

Auch in ihr finden wir verschiedene Bestandteile und Aspekte. Die Faszination durch ein Ideal oder die Schönheit einer Idee gebären oft eine Hingabe und eine hochgradige Selbstaufopferung. Aber sie können auch zu Fanatismus und zu einer idée-fixe führen: ein Mensch kann von einer Idee oder einem Ideal derart besessen sein, dass er für alles andere blind, verständnislos und grausam denen gegenüber wird, die seine Idee nicht teilen oder sich ihr entgegensetzen.

'Karikatur' der Liebe

Es ist die abgöttische Liebe, die die Form einer blinden, fanatischen Verehrung der Idole der Zeit, der Bühnen- und Filmstars, der Sportgrößen, Diktatoren und anderer Führer annimmt.

Schließlich gibt es die Liebe zu Gott

oder zu dem, was man sonst als Bezeichnug für das Universale Wesen oder Sein vorziehen mag: dem höchsten Wert, dem kosmischen Geist, der höchsten Realität, im transzendenten wie im immanenten Sinne. Ein Gefühl der Ehrfurcht, der Verwunderung, der Verehrung und der Anbetung, begleitet von einem Drang, sich mit dieser Wirklichkeit zu vereinen, ist dem Menschen angeboren. Dieses Gefühl war in jedem Zeitalter und in jedem Land vorhanden und hat die vielen Formen der Verehrung gemäß den herrschenden kulturellen und psychischen Bedingungen geschaffen. Es erreicht bei den Mystikern seine Blüte, die die lebendige Erfahrung der Einheit durch die Liebe machen.

Aus Roberto Assagioli
"Die Schulung des Willens - Methoden der Psychotherapie und der Selbsttherapie" (Junfermann Verlag)