Freitag, 21. Januar 2011

Rudolf Steiner - Gedanken zum 150. Geburtstag

Horoskop: 25. Februar 1861
Klaus Schäfer-Blankenhorn Geburtszeitberichtigung: 22:51 (statt 23:15) Uhr

Anläßlich seines bevorstehenden 150. Geburtstages werden plötzlich wieder einige Biographien neu veröffentlicht und Astrologen tauchen auf, um seine Geburtsdaten zu diskutieren, zu ändern und diese Änderungen zu erklären.

Es ist sicher unbefriedigend, wenn die exakten Daten nicht vorliegen. Es ist offenbar unsicher, ob er am 25. oder 27. Februar 1861 in Kraljevec, und dort um 23.00 Uhr oder eher 23.15 geboren wurde. Der Ort ist nach Klaus Schäfer-Blankenhorn – der diese Differenz astrologisch ausführlich thematisiert – im heutigen Kroatien. Den beigefügten Horoskopen liegt der nächstgelegene, größere Ort Čakovec (46°23’N; 16°26’O) zugrunde. Die Differenz der Ortskoordinaten ist nicht sehr groß, gibt aber Anlaß zu Überprüfung!

Mit der Huber Methode betrachtet, und sein Foto vor Augen, zeigt sich mir ein in sich und seiner Meinung gefestigter Mensch mit Prinzipien, was sich in der Sonne-Saturn-Figur deutlich zeigt, die auch mit Mars und Pluto sowie Uranus verbunden sind. Es handelt sich um ein dynamisches Viereck (fix) genauer um die Animationsfigur (Animat). Der Mensch ist bestrebt, seine Umwelt in seinem Sinne zu beeinflussen und zu formen, wobei er selbst einen Eindruck hinterlassen will, der Bestand hat. Zum DU gerichtet wirkt dies besonders deutlich auf seine Umwelt. Mit Nachdruck formuliert er seinen Willen nach Erneuerung gesellschaftlicher Strukturen. Er ist in der Lage, sich durchzusetzen und Widerstände auszuhalten, sowie andere anzutreiben.
Dabei geht er sehr konsequent vor: 

"Im Magazin für Literatur veröffentlichte Steiner noch 1898 den bekenntnishaften Satz: „Wir wollen Kämpfer sein für unser Evangelium, auf daß im kommenden Jahrhundert ein neues Geschlecht entstehe, das zu leben weiß, befriedigt, heiter und stolz, ohne Christentum, ohne Ausblick auf das Jenseits.“ (Zitiert von Gerhard Wehr, Rudolf Steiner, 1993) Nur zwei Jahre später spricht Steiner über die „mystische Tatsache des Christentums“.

Das, was er da über das Christentum sagte, hat ihm wohl  auch Feinde gemacht: erst die krasse Ablehnung, dann die Läuterung. Zum Zeitpunkt dieser Wandlung ist er um die 40 Jahre alt, sein Alterspunkt befindet sich am DC. Mit der Mars-Pluto-Konjunktion am DC neigte er dazu, daß er spontan und deutlich seine Ansichten vertrat, ungeachtet gesellschaftlicher Konventionen und Autoritäten (Uranus in 8 - wo Uranus steht, haben wir oft eine Art "unterirdische Abwehrhaltung" gegen das Thema des Hauses und des Zeichens...)

Es ist interessant, das diese Figur in gleicher Weise in beiden Horoskopen (am 25. und 27. sowie zu den verschiedenen Uhrzeiten) zu finden ist!

Da das Radix-Horoskop nicht kohärent ist, finden wir die „weichen“ Planeten zusammen mit MK in einer zweiten dynamischen Figur. Jetzt wird es interessant, denn hier variieren die beiden Figuren an den verschiedenen Tagen erheblich. Da es sich um die „weichen“, schnell laufenden Planeten handelt, mit dem Mond als Persönlichkeitsplanet, ist ein Unterschied von zwei Tagen natürlich groß.

Am 25. Februar finden wir eine dynamische Verbindung von zwei latenten Dreiecken (veränderlich, an Kontakt und Kommunikation interessiert, hinterfragen, lernen) und Strichfiguren (Willensaspekte).

Horoskop: 27. Februar 1861 (Schäfer-Blankenhorn )

Am 27. Februar haben wir eine Deco-Figur, ein klares Viereck von fixer Motivation. Außerdem wäre in diesem Horoskop noch die Konjunktion von Merkur und Neptun abgelöst, also drei verschiedene Motivationsteile, die unabhängig von einander arbeiten.
Merkur-Neptun können sich in inneren Visionen neue Lebens- und Beziehungsformen vorstellen, unabhängig vom gelebten Kontakt- und Liebesmuster.
Dies sieht mit Mond in 12 in Waage etwas einsam in sich gekehrt aus, er könnte unter Kontaktmangel leiden (oder seine Frau sorgt für öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung - Venus in vier, Jupiter in 10, Streß! - ). Die Figur ist sensitiv, hat etwas aufklärendes, man kann ihm nichts vormachen, er spürt die „Wahrheit“. Waage-Mond ist unverbindlich-freundlich.
Das Bild am 27. wirkt insgesamt viel klarer, obwohl die abgelösten Elemente dort stehen. Das sensitive Viereck schirmt ihn nach innen ab (Quadrat schließt das ICH aus).

Der Mond in 11 in Jungfrau ist eher „erzogen“ höflich und eingebunden in Verpflichtungen und Arbeit, die er aber durchaus gerne erfüllen wird, solange es seinem Wunsch entspricht. Ist er einmal berührt, setzt er sich sehr ein.

Der Mond in Jungfrau ist ja durchaus liebevoll und den Menschen zugewandt, bereit zu helfen (esoterischer Herrscher der Jungfrau: Mond), im 11. Haus wird Anpassung (fix) gefordert, speziell-soziales Gewissen "erzogen"... (Mond fühlt sich in den fixen Häusern tendenziell nicht wohl, da er veränderlicher Natur ist. Dreiecke mag er lieber als Vierecke aus dem gleichen Grund, Striche sind manchmal überfordernd, krank machend, können aber natürlich zu Hochform anregen. Später "übernimmt" der Mensch die anerzogenen Werte als seine eigenen).  

In 12 kann er sich entziehen, wenn er will. 

Am 25. ist das Bild unklarer, er ist vielen Denk- und Lernaufgaben ausgesetzt, die er sehr sensibel „wälzt“ (Quinkunxe, rot grün am Wesenskern). Er ist hier innerlich sehr verletzlich und ständig mit Bewußtseinsarbeit beschäftigt, hinterfragt alles. MK in Steinbock, übrigens eine aktuell wiedergekehrte Konstellation, hält ihn fast automatisch dazu an, seine Friedensvisionen und Lehrmodelle verantwortungsvoll zu entwickeln, wobei er selektiv vorgeht. Die gefühlsmäßig für ihn selbst als Wahrheit erkannten Lebensmodelle stellt er der Öffentlichkeit vor. Intensive Suche nach der „Harmonie in der Wahrheit“.

Dafür steht er dann mit seiner anderen Figur ein, die in beiden Horoskopen wirksam ist.

Häuserhoroskop (25.02.1861)

Wenn ich die Häuserhoroskope berücksichtige, sehe ich beim

25. eine stabile dreifarbige Viereckfigur, ein latentes Viereck und einige Striche. Die Sonne-Saturn-Opposition steht abgelöst, das übrige Geflecht ist zusammengeschaltet. Also wirkt er nach außen sehr über die Mondfigur, in der er mit Herzblut seine Anliegen verfolgt, seine innere unerschütterliche Stabilität stärkt ihm den Rücken (Sonne Saturn TP, Individualachse).

Häuserhoroskop (27.02.1861)

Am 27. stehen im Häuserhoroskop ebenfalls zwei Vierecke und zwei abgelöste Striche (die Sonne-Saturn-Opposition bleibt ebenfalls losgelöst). Aber hier fehlt grün! Keine Kompromißbereitschaft, keine Flexibilität, Beharren auf eigenen Grundsätzen und Meinungen. Selbstgefälliges Verhalten, starker Auftritt, wenig bis gar keine Lernbereitschaft, es sei denn, sie käme aus dem eigenen Gefühl, etwas noch größeres zu schaffen und zu sein (Mondfigur=Drachenfigur).

Also man könnte in beiden Varianten, 25. und 27., passende Muster festmachen.
Im Häuserhoroskop ist der Unterschied klar erkennbar, das ist die Außenwirkung, hier sieht man das Verhalten des Menschen im Alltag.

Leider können wir ihn nicht mehr fragen, in welchem Horoskop er sich mehr zu Hause gefühlt hätte. Wenn es damals die Huber Methode schon gegeben hätte, wäre sein Mißtrauen gegenüber der Astrologie und den astralen Einflüssen sicher geringer gewesen! ...

Gabriele Vierzig-Rostek, Januar 2011

PS.: Eine Horoskopdeutung von bekannten Persönlichkeiten ohne genaue Daten gibt häufig Anlaß zu Kritik, weil uns Astrologen immer vorgeworfen wird, „wir könnten alles in ein Horoskop passend hinein interpretieren“. Deshalb habe ich bewußt nur die Unterschiede ohne Meinungsbildung aufgezeigt, damit sich die Leser selber ihren Reim darauf machen können.
Ich maße mir nicht an, zu entscheiden, welches Datum oder welche Uhrzeit „die richtige sein muß!

2 Kommentare:

  1. Auch interessant ist die Schilderung zu den Geburtsumständen:

    http://www.rudolf-steiner.com/fileadmin/rsarchiv/FAQ/Forschungsbericht_Aschoff.pdf

    Allerdings ist auch danach nicht völlig klar, ob die Eintragung im Geburtsschein nun richtig ist.

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  2. Herzlichen Dank für diesen aufschlussreichen Beitrag! Es leben eben leider keine Menschen mehr, die die Geburtsumstände und Daten bezeugen könnten, deshalb bleibt da immer eine gewisse Dunkelziffer bestehen.
    Und natürlich hat der Autor ebenfalls versucht, den 27. zu beweisen, was ihm ja recht gut gelungen scheint...
    Es bleibt also das Meinungsbild derer, die das Werk und Wirken Steiners gut kennen. Die unter denen, die sich auch astrologisch betätigen, finden meistens, das der 25. besser zu seinem Leben und Charakter passen würde.
    Aber auch das bleibt leider unbewiesen.
    Herzliche Grüße! Gabriele

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