Wassermann entspricht dem 11. Haus, der Fremddarstellung, und ist dem 5. Haus, der Selbstdarstellung, entgegengesetzt. Anders zu sein wie bisher, herauszuschlüpfen aus der üblichen Rolle, das lässt uns Kleider und Masken aussuchen, die uns gefallen. Über die Haut, und das ist Saturn, wird eine andere gelegt, um in dieser die bisherige Begrenzung gleichsam zu sprengen. Saturn bekommt in Wassermann uranische Einfalle und lebt ganz aus der Improvisation, wie wir es an den vielfarbigen Verkleidungen, den Faschingszügen, dem Lärmen und Tanzen sehen. Alles dies wird »genährt« von unten, aus dem 5. Haus, dem kollektiven, dem unbewusst-archetypischen Raum und steigt hinauf in das Bewusstsein. Deswegen verkleidet sich der einzelne auf die Art, dass er in seiner Maske fast ganz genau sein inneres Gegengewicht auswählt! So war ich selbst oftmals schon erstaunt und betroffen, Menschen plötzlich ganz anders zu erleben wie sonst, nämlich von ihrer bisher verborgenen Seite.
In Fische steht die Sonne am Ende des karnevalesken Treibens; wobei Karneval alle fleischliche Leidenschaft bedeutet, die stark und kräftig gelebt werden soll. Nach dem letzten Tag kommt der Aschermittwoch, und mit ihm beginnt die Fastenzeit. Symbolisch bedeutet dies ein »Zu-Asche-Werden«, ein Verbrennen des Gewesenen. Jeder wird so mit der »Asche auf seinem Haupt« allein hineingehen in seine Einsamkeit. In Fische soll er auf die sichtbare Nahrung verzichten, um die unsichtbare, geistige Nahrung aufnehmen zu können! Wenn wir die Einzelgänger am Ende des Zuges auf ihrer Flöte spielen sehen, dann spüren wir bereits den weiten, unendlichen Raum des 12. Hauses, die Isolation. Was da geschieht, bei massiger Nahrung, ist für jeden, der bereit ist dazu, innerlich heilend; meditierend kann er seine eigene Weisheit entdecken.
Fritz Gehre (1921-2004)
Bilder:
Wassermann von Guido Bonatus, 1491
Fische von Johfra Bosschart
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