Freitag, 21. Januar 2011

Was sind eigentlich Streßplaneten?




Nach dem statischen Häusersystem der klassischen Astrologie reicht beispielsweise das neunte Haus von der Spitze neun bis zur Spitze zehn. Im dynamischen Häusersystem (API-Deutung) beginnt nach dem Talpunkt neun schon das zehnte Haus zu wirken. Zwei Häuserthemen überlappen sich hier, weshalb dieser Bereich doppelspurig ist; ein dort stehender Planet muß mit zwei Häuserthemen fertig werden. Er wird durch diese zweifache Forderung stark belastet und oft über Gebühr beansprucht, weil zwei verschiedene Kräfte auf ihn einwirken. Teilen wir ein Haus in verschiedene Bereiche ein, so ist die Strecke vom Talpunkt bis zur Spitze der Streßbereich (oder Schattenbereich) in jedem Haus (siehe nachfolgende Zeichnung). Planeten, die im Grundhoroskop vor einer Häuserspitze stehen, nennen wir Streßplaneten.

Streßplaneten sind also alle Planeten, die sich vor einer Häuserspitze (das heißt zwischen Talpunkt und Spitze) befinden. Wie bereits gesagt, entsteht die Streßsituation durch das Überlappen von zwei verschiedenen Hausqualitäten.

Ein dort stehender Planet muß gleichzeitig die Forderungen von zwei Hausthemen erfüllen. Das ist nicht immer einfach, weshalb diese Planeten vor allem auf unbewußten Stufen kompensatorische Mechanismen enthalten. Diese bleiben so lange unbewußt, bis man versteht, was sie bedeuten, um sie transformieren zu können. Das Horoskop hilft uns, diese zu erkennen und zu verstehen.

Technische Erklärung

In der API-Schule wird eine differenzierte Deutung der Planeten anhand der sogenannten Intensitätskurve vorgenommen. Diese teilt jedes Haus im Horoskop in drei Bereiche ein, und zwar nach dem Maß des Goldenen Schnittes. Dieses Maß wird in zwei Richtungen im Häusersystem angewendet. Im Uhrzeigerdrehsinn von der Spitze aus (also rückwärts) gerechnet ermitteln wir den sogenannten Invertpunkt (IP), in der kosmischen Drehrichtung von der Häuserspitze bis zum Goldschnitt des Hauses den Talpunkt (TP). Beim Einzeichnen dieser zwei Punkte erhalten wir in jedem Haus drei Bereiche, die den drei Kreuzqualitäten entsprechen. Von der Hausspitze bis zum Invertpunkt (IP) haben wir den kardinalen, vom IP bis zum Talpunkt (TP) den fixen und vom TP bis zur nächsten Spitze den veränderlichen Bereich. Für die exakte Deutung eines Planeten ist es bedeutungsvoll, in welchem Bereich eines Hauses er steht.

Die Intensitätskurve (siehe Grafik)

Wie erwähnt, beginnt beim dynamischen Häusersystem das betreffende Haus bereits am Talpunkt des vorangehenden Hauses. Auf der Intensitätskurve (siehe Grafik) erkennen wir vor jeder Häuserspitze eine steil ansteigende Kurve, die den Streßbereich darstellt. Dieser beginnt – je nach Hausgröße – ungefähr zwei Häusergrade vom Talpunkt entfernt und endet ein bis zwei Häusergrade vor der folgenden Hausspitze (siehe Grafik). Wie bereits gesagt, wird ein Planet in diesem Bereich gezwungen, verschiedenartige, oft recht gegensätzliche Hausthemen in sich zu vereinen. Das ist die technische Erklärung für die Streßsituation, der ein solcher Planet ausgesetzt ist.

Verhaltensmuster

Unsere langjährigen Erfahrungen in psychologischer Horoskopdeutung haben ergeben, daß Planeten vor einer Häuserspitze zur Kompensation neigen. Sie stehen unter einem ständigen Streß, weil sie mit aller Kraft die nächste Häuserspitze erreichen wollen (Streben), obschon sie auch noch die Aufgaben des Hauses bewältigen müssen, in dessen Endbereich sie stehen (Pflichten). Solche Planeten sind einer Doppelbelastung ausgesetzt, sie müssen "zwei Herren dienen". Auf der einen Seite wollen sie vorwärtsstreben, auf der anderen müssen sie noch (meist unbeliebte) bestehende Pflichten erfüllen. Daraus resultiert eine Überforderung, die sowohl aus dem äußeren Lebensbereich wie auch aus dem eigenen Inneren kommt. Man sieht sich mit extrem polaren Forderungen konfrontiert, die schwer oder gar nicht "unter einen Hut zu kriegen" sind. Es hat sich in vielen Fällen gezeigt, daß Menschen die Energien eines Planeten vor einer Häuserspitze in anderer Weise einsetzen, als sie von Natur aus beschaffen wären. Das erschwert die eindeutige Konzentration auf eine Qualität, weshalb sehr leicht Streßsituationen entstehen. Das zeigt sich psychologisch in Überkompensationen, die als Fehlverhaltensweisen und Zwangsmechanismen betrachtet werden müssen. Die ausgeprägtesten Wirkungen dieser Art zeigen in unserer "Leistungsgesellschaft" Planeten im Streßbereich der kardinalen Achsen (Endbereich nach dem Talpunkt der veränderlichen Häuser). Mit diesem Wissen kann man Streßplaneten untersuchen und lernen, sie entsprechend der Planetenqualität und dem Zeichen, in dem die Planeten und Achsen eines Kreuzes stehen, richtig zu kombinieren, um das Fehlverhalten zu analysieren und schließlich zu korrigieren.

Kompensationen

Was sind Kompensationen? Im psychologischen Wörterbuch steht: "Kompensation" (lat.) heißt Ausgleich, zum Beispiel eines Herzschadens, in der Individual-Psychologie Adlers der Ausgleich von Minderwertigkeiten oder Minderwertigkeitserlebnissen durch (wirkliche oder vermeintliche) gesteigerte Leistungen; ein psychischer Abwehrmechanismus. Oft kommt es zu Überkompensationen, das heißt zu weit getriebenen Kompensationen in Gestalt von abnormem Geltungsbedürfnis, Anmaßung, Überheblichkeit."

Es gibt demnach verschiedene Arten von Kompensationen. Bekannt ist, daß Liebesentzug in der Kindheit häufig dadurch kompensiert wird, daß man zuviel Nahrung zu sich nimmt. Durch viel Essen will sich das Unbewußte für den erlittenen Mangel entschädigen. Andere gehen aus dem gleichen Grund in die Kirche, bitten täglich um Erlösung von der eigenen Sündhaftigkeit, wieder andere machen eine Karriere als Filmstar, um sich Beliebtheit zu verschaffen. Es gibt auch krankhafte Nebenerscheinungen, die aus Überkompensationen entstehen können, wie etwa Kleptomanie, Magersucht, Depressionen, etc.

Eine der bekanntesten Kompensationen – besonders bei Planeten im Endbereich von veränderlichen Häusern – ist die sportliche Karriere: Skifahren, Schwimmen, Motorrad oder schnelle Autos fahren, etc. Eine weitere mögliche Kompensation wäre die Gründung einer Firma als Ersatz für das verletzte Selbstwertgefühl. Wenn man z.B. die Sonne, welche ja auch den Vater symbolisiert, in einem Streßbereich hat, so macht man Karriere, um dem Vater zu beweisen, wie gut man ist. Der eigene Antrieb braucht im Hintergrund das Vaterbild; und man wartet unbewußt beständig auf die unumschränkte Bewunderung des Vaters für die eigene Leistung. Wenn also Planeten Kompensator eingesetzt werden, dann ist das fast immer eine Überzeichnung, wenn nicht gar eine Verkehrung ihrer ursprünglichen Wesensart …

Quelle: Bruno und Louise Huber
"Astrologische Psychologie. Transformationen – Astrologie als geistiger Weg"
API-Verlag


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