Aus meiner Gruppenarbeit - Meditation
Heute möchte ich einmal einen Auszug aus dieser Arbeit
vorstellen, die das Thema Eltern betrifft. Das geht uns alle an, denn wir haben
alle Eltern und die meisten von uns lehnen „typische“ Eigenschaften von Vater
und/oder Mutter ab, wünschten sich die Eltern „anders“...
Für Kinder ist es in den ersten Lebensjahren normal, sich an
die Eltern anzupassen, aber sie kommen nicht als unbeschriebenes Blatt auf die
Welt, sondern mit einem Unbewussten, welches mit Inhalten gefüllt ist. Aus
diesen heraus bekommen sie im Laufe des Wachstums Impulse und es erwachen ihre
Idealbilder, wie sie sich z.B. die Eltern vorstellen, das vergleichen sie
unbewusst mit der Wirklichkeit. Sind dort Diskrepanzen, rebellieren sie! Sie
wollen die Eltern ihrem Bild anpassen… Das gleiche versuchen die Eltern, sie
wollen die Kinder ihrem Bild vom idealen Sohn oder der idealen Tochter
anpassen, das nennen sie dann Erziehung! Beides funktioniert nur sehr
eingeschränkt!
Ein einfaches Beispiel:
Person A ist sehr humorvoll und wünscht sich von Person B
Resonanz durch ebenso humorvolles Verhalten, das Annahme und Verständnis
signalisiert.
Person B ist aber nüchtern, realistisch, eher „trocken“. Sie
versteht nichts vom Humor der Art von Person A.
Person B reagiert auf Versuche von Person A, durch
humorvolles Verhalten Person B „mit zu nehmen“ mit Ablehnung und Unverständnis!
Person B bleibt also im eigenen Energiefeld „nüchtern,
trocken“, da sie das andere Energiefeld nicht kennt und daher als fremd (evtl.
sogar als bedrohlich) ablehnt.
Person A fühlt sich unverstanden, allein gelassen,
verletzt...usw.
Die Versuche von Person A laufen ins Leere, bekommen keine
(positive) Resonanz!
Warum führe ich dies Beispiel aus?
Eine eigene, erwünschte (Charakter)-Eigenschaft, die ein
anderer NICHT hat, kann von diesem weder verstanden noch angenommen werden. Der
andere kennt sie nicht und daher ist es nicht möglich, dass er dem ersten auf
diese Eigenschaft einen Resonanzboden bietet. Das muss immer ins Leere laufen!
Es funktioniert also auch nicht zwischen Kindern und Eltern.
Aber es setzen sich Verhaltensmuster und Reaktionsmuster
fest, die wir von den Eltern übernommen haben. Egal, ob wir diese Eigenschaften
mögen oder nicht…
In unserem Charakter, Gefühle, Gadanken, Verhalten verbergen
sich immer die Vorbilder der Eltern. Sie haben uns am meisten geprägt
(Haupt-Prägungsphase im ersten und zweiten Lebensjahr und natürlich weiter).
Wir neigen dazu, gewisse Eigenschaften als erwünscht bzw.
unerwünscht zu klassifizieren, in Schubladen zu packen und daher oft völlig falsch zu bewerten! Also zum Teil
unbewusst, zum Teil bewusst urteilen wir, lehnen wir ab oder befürworten, je
nach dem, wie die eigene Schicksalslage es gestaltet hat. (Also je nachdem, wie
die eigenen Eltern diese Eigenschaften gelebt haben. Als Kind war es
überlebensnotwendig, sich anzupassen, um Liebe zu erhalten...s.o.)
Ein besonders intensives Gefühl von Ablehnung (Widerstand)
erleben wir Eigenschaften oder Verhaltensweisen anderer gegenüber, wenn wir
diese Eigenschaften, die dem Verhalten des anderen in der Situation zu Grunde
liegen, bei uns selber unterdrückt haben, weil sie so negativ bewertet war/ist.
Die Lösung liegt in
der Erkenntnis, dass diese Eigenschaften existieren, dies völlig wertfrei so
sein darf und keiner Bewertung unterliegen muss. Weder bei mir selbst noch beim
anderen!
Diese Erkenntnis befreit!
Sie befreit nach und
nach vom ständigen Drang, andere zu bewerten oder zu beurteilen, weil sie
bewusst macht, dass wir alle nur subjektiv unser Leben gestalten können.
Objektive Gestaltung ist nicht möglich, da wir nur subjektiv erkennen können.
Siehe Beispiel mit den Personen A und B!
So wird man tolerant und weise, die ständigen Konflikte
werden weniger und weniger. Die zwanghaften (unbewussten) Versuche, es Vater
und/oder Mutter Recht machen zu müssen, was oft bis ins hohe Alter bestehen
bleibt, hören nach und nach auf. Oder auch der ständige (unbewusste) Kampf
„gegen“ mütterliche und/oder väterliche Autorität.
Man wird endlich frei und kann sich dem eigenen Leben
zuwenden, beginnen, es selbst zu gestalten!
Man sollte sich also bewusst machen, wie man die eigenen
Eltern wahrnimmt, was man davon selber angenommen hat und was abgelehnt oder bekämpft
wurde. Unter der Voraussetzung, dass man ehrlich zu sch selbst ist, erkennt man
so alle Ursachen für Fehlentwicklungen an der Wurzel. Danach kommt die
Freiheit. Man kann alle Miß-Empfindungen endlich loslassen und sie vergessen!
Diese Arbeit mit den Elternbildern ist ein wichtiger
Baustein in der Psychosynthese nach Roberto Assagioli. Zum Teil in Gruppen, wo
Feedback der Teilnehmer untereinander die Erkenntnisse fördern und/oder in
Einzelsitzungen sowie in Arbeit mit dem inneren Kind wird Klarheit geschaffen.
Aufklärung ist der Schlüssel zum Glück!
Gabriele Vierzig-Rostek,
im Oktober 2012