Donnerstag, 24. Februar 2011

Gastbeitrag: Geschenk der sieben Planeten - von R. Bril-Jäger

Vier Jahreszeiten mit Sonne (Apollo) und Mond (Diana)

Der Mond

Wie in Träumen ruht mein Schweigen
über deinem Menschensein,
blasser Spiegel ist mein eigen,
denn mein Licht ist fremder Schein

Selbstlos lerne zu gestalten
meine Wirkung und Magie
in des Blutes Triebgewalten
und im Reich der Phantasie.

Meiner Spiegelkraft Verlangen
läutre du im Geistgeschick —:
Was du von der Welt empfangen
gib vollendeter zurück!


Der Merkur

Um zu helfen und zu heilen
bin ich überall erschienen,
keine Stufe schenkt Verweilen,
alles muß dem Wachstum dienen.

Lerne wachsam zu verbinden
wo sich Elemente scheiden,
die aus undurchschauten Gründen
sinnlos aneinander leiden.

Hast du alte Seelenwunden
mit der Zukunftskraft gemeistert,
bist du selber dir gefunden
und zu neuer Tat begeistert.


Die Venus

Wenn die Augen schauen lernen
sieh — ein ernst verschleiert Bild,
tiefe Weltenschönheitsfernen
sind noch sehnsuchtsvoll verhüllt.

Und ich löse dir die Schleier,
neigst du dich dem herben Wein —
in des Opfers stummer Feier
strahlt der Kelch im Flammenschein.

Immer—wie die klare Quelle
bittres Felsgestein durchbricht—
quillt aus schmerzensreiner Helle
göttlich schönes Liebeslicht.


Die Sonne

Aufrecht sei in dir begründet
königliche Herzenskraft,
die im Innern wiederfindet
was im Weltenraume schafft.

Trifft dich deines Genius Tadel,
wandle ihn zu lautrem Gold,
nur in streng bewahrtem Adel
führst du aus, was er gewollt.

Nimm des Sonnenfeuers Fülle
demutvoll bis in dein Blut,
und der Erde Sinn enthülle
sich gereiftem Geistesmut.


Der Mars

Schicksal hält dich noch umfangen,
das nicht überwunden ist,
neue Stufen zu erlangen
nutze die Bewährungsfrist!

Kampf und Fährnis sollst du wagen
für dein hohes Ideal, —
und das Brennen deiner Fragen
führe dich zum Waffensaal —

öffne dir den Eisenriegel:
rüste dich zum Drachenstreit!
Stemme dich in deine Bügel!
Himmelshelfer sind bereit!


Der Jupiter

Güte und beherrschte Milde
in geheimem Weisheitswalten
werden dich zum Ebenbilde
deiner Gottheit durchgestalten.

Lerne königlich besonnen
deinen Tatendrang zu lenken,
und was du im Kampf gewonnen,
ordnend, selbstlos zu verschenken.

So erringe und bewahre
dir die schlichte Herzensstille,
Menschenwürde offenbare
sich darin als Gottes Wille.


Der Saturn

Hier verlassen dich die andern,
an der Schwelle — halte ein.
Diese Pforte zu durchwandern
mußt du vorbereitet sein.

Höchste Weisheit — strengstes Schweigen,
fürchte, Pilger, mein Gebot!
Nimm das Priesterkleid zu eigen,
werde sehend durch den Tod —.

Eingeweiht in Weltenfragen
wirst du Göttern selbst zum Heil, —
letzter Not aus Erdentagen
wird die Antwort hier zuteil.
Veröffentlicht mit Erlaubnis der Autorin,
Roswitha Bril-Jäger,
aus ihrem Gedichtband "Wege zur Mitte",  München 1981 (vergriffen)

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